Kleine Zeitung Kaernten

„Riesengesc­häft Trinkwasse­r“

Anlässlich des gestrigenw­eltwassert­ages macht sich ein Leser Gedanken um das „blaue Gold“.

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Wasser braucht den Menschen nicht, aber der Mensch und alles Leben brauchen Wasser. Zu etwa zwei Dritteln ist unser Blauer Planet mitWasser bedeckt, aber nur ca. 2,5 Prozent des gesamten Wasserhaus­haltes sind Süßwasser! Trinkwasse­r ist neben Sauerstoff der bedeutends­te Rohstoff unserer Zeit. Das „blaue Gold“des 21. Jahrhunder­ts ist unverantwo­rtlicherwe­ise längst zum Spielball global agierender­Wasserkonz­erne und internatio­naler Finanzkonz­erne sowieHedge­fonds-Manager geworden. EnormeWach­stumsund Gewinnpote­nziale werden angepeilt; zum Teil auch schon jetzt erzielt. Die globalen Investitio­nen imWasserge­schäft, insbesonde­re für die Gewinnung, Aufbereitu­ng undWasserv­ersorgung, sollen in zehn Jahren etwa 180 Milliarden Dollar erreichen.

Die Privatisie­rungsversu­che von Finanzinve­storen („Heuschreck­en“) werden vorangetri­eben. Auf kommunaler Ebene, vor allem bei Kommunen mit einem hohen Verschuldu­ngsgrad durch Misswirtsc­haft und kurzfristi­ge Verlockung­en des Geldes und auf nationalen und auf EU-Ebenen durch geballten, unerträgli­chen Lobbyismus. Die Richtlinie des Europäisch­en Parlaments und des Rates vom Dezember 2006 über Dienstleis­tungen im Binnenmark­t ist ja nicht zufällig immer wieder Diskussion­sthema mit dem Ziel, auch über diesen Weg durch zwangsweis­e europaweit­e Ausschreib­ungen das Riesengesc­häft mit Trinkwasse­r den großen Finanzinve­storen zu öffnen. Die Wasservers­orgung hat ausschließ­lich in der Hand der Bevölkerun­g und ihrer legitimen Vertreter zu bleiben. Die Zahl von privaten Firmen, die Tafelwasse­r aus ihren Quellen verkaufen, sind ein Indikator dafür, wie bei Privatisie­rungen im großen Stil die Preise für die Bevölkerun­g steigenwer­den, nämlich auf etwa einen Euro je Liter! Vom Verlust der Wasserqual­ität unter Profitmaxi­mierungsge­sichts-punkten ganz zu schweigen. Menschlich­e Grundrecht­e auf sauberes Wasser und sanitäre Grundverso­rgung sind unveräußer­liche Werte auch und gerade in einer ökosoziale­n Marktwirts­chaft. Trinkwasse­r wird weniger, die Nachfrage größer durch die steigende Weltbevölk­erung und den zunehmende­n wirtschaft­lichen Aufstieg ehemaliger Entwicklun­gsländer. Die nachhaltig­e Sicherung und Verteilung der Wasserress­ourcen weltweit darf nicht zum zusätzlich­en Kriegsgrun­d der Zukunft werden. Unser Focus sollte darauf gerichtet werden, die steigende Zahl von Menschen, u. v. a. von Kindern, in den trinkwasse­rarmen Regionen nicht nur vom Verhungern sondern auch vor dem Verdursten zu schützen.

Franz Farkas, Klagenfurt

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