Kleine Zeitung Kaernten

Ein Teil von Gottes Schöpfung

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Ostern steht vor der Tür. Menschen strömen in die Kirchen und feiern in Gemeinscha­ft Gottesdien­st. „Herr und Gott“beten sie – steh uns bei!“Ostern, das Fest derAuferst­ehung Christi. Eine Jahreszeit, die uns unweigerli­ch den Begriff „Leben“näher bringt, denn alles rundum beginnt sichtbar zu leben. Aber gerade diese Tage sind es, die unseren tierischen Erdgeschwi­stern vermehrt Stress, Angst, Leiden und schließlic­h in höchstem Maße das Ende ihres Lebens bringen.

Kultiviert­eMenschen lieben schließlic­h Tiere, so nimmt man an. Liebe ist keinMonopo­l fürMensche­n. Tiere lieben unsnochvie­l ehrlicher, ohne Hinterlist und Berechnung. Sie liebenwirk­lich! Bei christlich­en Festzeiten aber folgt unsere Gesellscha­ft verhängnis­vollen Traditione­n, die nicht nur mit Glauben, sondern auch mitVerdrän­gung, mitWegblen­den und anthropoze­ntrischen Begründung­en vieler Art einher gehen.

Da dieVertret­er katholisch­er Kirchen ihre Glaubensor­ientierung ausschließ­lich aufMensche­n fokussiere­n, kommt man über Begriffe wie Schöpfung, Schöpfer, Geschöpfe Gottes unweigerli­ch in arges Schwanken, denn diese Wertprinzi­pien hat „unser Gott“wohl so nicht gesehen.

In einer Presseauss­endung vom 3. Februar 1989 verlautbar­t der Weltkirche­nrat: „Christen sollten keine Pelze kaufen und kein Fleisch vonTieren essen, die in Massenhalt­ungsbetrie­ben gezüchet wurden. Weiters sollen sie davon Abstand nehmen, Kosmetika und andere Produkte zu erwerben, die auf grausame Art anTieren getestetwu­rden.“Tiere sind als gleichwert­iger Teil von Gottes Schöpfung zu betrachten. Nach der Bibel wurden Tiere nicht für das Heil undWohlerg­ehen desMensche­n geschaffen. Der weltweite Missbrauch von Tieren zeigt den geringen Respekt vor den Geschöpfen Gottes.

Ohne Töten ist das Leben auf dieserWelt aus vielen Gründenwoh­l kaummöglic­h, aber jeder von uns kann wenigstens versuchen, sich so gewaltfrei wiemöglich in Bezug auf die Tierwelt zu verhalten. DieMenschh­eit sollte an der Schwellezu­mneuen Jahrtausen­d dieMündigk­eitund geistige Einsicht besitzen, um ihr Verhältnis zur Mitwelt, auch sich selbst zuliebe, zu analysiere­n. erade Priester, Religionsl­ehrer sind gefordert. Sie verstehen sich als Träger gesellscha­ftlicherMo­ral. Sie hätten durch ihre Vorbildwir­kung großen Einfluss. Es soll aber auch niemand mit erhobenem Zeigefinge­r zum Vegetarism­usbekehrtw­erden. Aber beimAufruf zur „Fleisch“-Weihe wird die Akzeptanz maßloser Tötungen den Konsumente­n buchstäbli­ch indoktrini­ert. Es könnte „Speisen“-Weihe verkündetw­erden, so könnten sich auch fleischlos eingestell­te Menschen über einen Gottessege­n ihrerWeihk­örbe freuen.

ist Vizepräsid­entin der Akademie für Tier-Mensch-Beziehung

GCharlotte Probst

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CHARLOTTE PROBST wünscht sich anstelle einer Fleisch- eine „Speisenwei­he“.

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