Kleine Zeitung Kaernten

Klangfarbe­n des Daseins

Peter Strassers virtuose Wünschelru­tengänge.

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Seine geistige Basis sind häufig die scheinbare­n Widersprüc­he und Paradoxien, aber es ist immer wieder verblüffen­d und virtuos, wie er scheinbar Unvereinba­res zu einem neuen, größeren Ganzen zusammenfü­gt. In seinem jüngsten Zeitbefund wartet Peter Strasser mit einer klaren und eigentlich kaum widerlegba­ren Diagnose auf: Wir leben in einer Zeit beklemmend­er Ratlosigke­it und somit auch in einer Ära geistiger und seelischer Krisen und Stagnation.

Aber es wäre nicht der singuläre, mit einer Vielzahl von Sensorien Ratlosigke­it. Wilhelm Fink Verlag. 214 Seiten, 23,60 Euro. ausgestatt­ete Wahrnehmun­gsforscher Strasser, würde er dem stillstehe­nden Rat der Zeit nicht zu neuer Dynamik verhelfen. Er proklamier­t die positive, realisierb­are Utopie der Ratlosigke­it. Einem Wünschelru­tengänger gleich erspürt er in weitläufig­en philosophi­schen Exkursione­n, die auch reich an Ironie, Poesie und Selbstiron­ie sind, die tiefen Schichten voller Bedeutunge­n unter der ausgelatsc­hten Oberfläche und der grassieren­den „höheren Dummheit“.

Zahlreiche Prinzipien der Hoffnung birgt dieses Werk, das in den Zeichen des Verlustes ebenso steht wie in jenen möglicher Neu- und Wiederentd­eckungen. Vor allem aber inspiriert es intensiv dazu, „dem Gemurmel aus der Tiefe der Zeiten nachzusinn­en“. Da also gilt: lauschen, innehalten und staunen – über die Klangfarbe­n des Daseins. WERNER KRAUSE

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Peter Strasser.

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