Kluger Schachzug
Commenda ist klarer Favorit als Nachfolger von Entacher als Generalstabschef Laut Umfrage verlieren SP und VP je zehn Prozent in Salzburg. FPÖ stagniert
Da staunten die Herrn Generäle nicht schlecht, als die Tür aufging und Gerald Klug, der neue Minister, die Kantine betrat. Die Verblüffung war deshalb groß, weil sich seinVorgänger, Norbert Darabos, nie zur Mittagszeit im Speisesaal des Ministeriums in der Rossauer Kaserne blicken ließ. „Manchmal hat ihm die Sekretärin ein Menü ins Büro hinaufgebracht“, so ein Insider. „Niemand erinnert sich, Darabos jemals hier gesehen zu haben.“er sich am Rande der Abschiedsfeierlichkeit für den scheidenden Generalstabschef Edmund Entacher im Kreis der höchsten Offiziere umgehört hat, vernimmt Erstaunliches. Fast jeder schwärmt in höchsten Tönen vom neuen Verteidigungsminister. Während selbst hochrangige Generäle oder Kommandanten Darabos nur selten zu Gesicht bekommenhaben, suchtKlug denKontakt und das Gespräch zurTruppe und zu den Experten im eigenen Haus. „Man hat das Gefühl, dass sich Klug gewissenhaft in die Materie einarbeitet“, so ein General. Nach jahrelangen Entbehrungen
Wfühlt man sich endlich wieder einmal ernst genommen. b Klug bis zum Herbst auch was gelingt, steht auf einem anderen Blatt. In den nächsten Wochen muss er die EntacherNachfolge klären. Von der Entscheidung geht eine gewisse Signalwirkung aus. Klarer Favorit als neuer Generalstabschef ist Othmar Commenda. Er gilt als fähiger Kopf, war unter Helmut Zilk federführend an der Ausarbeitung desReformkonzepts beteiligt und wird ab 1. April, wenn Entacher in Pension ist, ohnehin interimistisch den Generalstab
Oanführen. Politisch ist er schwer zuordenbar: Commenda gehörte bereitsdemKabinett vonHerbert Scheibner (BZÖ) und Günther Platter (ÖVP) an. Im Gespräch sind auch Streitkräftekommandant Franz Reißner sowie Karl Schmidseder. Beide gehören der SPÖ an. Gegen Schmidseder spricht, dass er als deklarierter Berufsheer-Fan bei der Volksbefragung aufs falsche Pferd gesetzt hatte. Als Außenseiter werden der Adjutant des Bundespräsidenten Gregor Keller, der Chef des Nachrichtendienstes Edwin Potocnik sowie Ex-Bosnien-Kommandant Bernhard Bair gehandelt.
In der FPÖ müssten nun auch im Vorfeld der Salzburg-Wahl die Alarmglocken schrillen. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Imas müssen SPÖ und ÖVP mit einem Minus von zwölf bzw. acht Prozent rechnen. Nutznießer des Erdrutsches sind ausschließlich Grüne und Stronach (je plus zehn Prozent). Und die FPÖ? Die muss sich mit einem höchst bescheidenen Plus von einem Prozent begnügen.