Kleine Zeitung Kaernten

Wassich hinter den Kulissen abspielt

Chefverhan­dler Kaiser ließ sich von Obernoster­er bei Aufgaben, aber nicht bei Posten erweichen / Holub erntet Lob / Köfer und Ragger sind abgemeldet

- ANTONIA GÖSSINGER

Sie wird an die 40 Seiten umfassen und zwei in einem sein – Regierungs­erklärung und Koalitions­vereinbaru­ng, mit einer vorangeste­llten Präambel. Am Gründonner­stag wird SPÖChef Peter Kaiser als neuer Kärntner Landeshaup­tmann im Landtag der Öffentlich­keit das Programm der rot-schwarz-grünen Koalition präsentier­en. Ganz Österreich wird gespannt darauf blicken, handelt es sich doch bundesweit um die erste DreierKoal­ition SPÖ, ÖVP und Grüne.

Wie läuft die Regierungs­bildung mit drei so unterschie­dlichen Parteien hinter den Kulissen ab? Auf jeden Fall „in einer sehr guten Atmosphäre“, bescheinig­en alleVerhan­dler. Die in der zweitenRei­he haben den Eindruck, dass sich Peter Kaiser, der Grüne Rolf Holub und das ÖVPDuo Gabriel Obernoster­er und WolfgangWa­ldner „schon vor der Wahl sehr gefunden haben, das wirkt hundertpro­zentig nach“.

Es gebe „das Bemühen, auf den anderen einzugehen“. Den ideologisc­hen Unterschie­den werde „mit Wertschätz­ung begegnet“. Geflügelte­Worte seien: „Ich verstehe Dich, wir verstehen Euch.“Unheimlich mutet an, wie überschwän­glich Kaiser gelobt wird. Er habe „eine exzellente Führung“, beeindruck­e „mit seinen Detailkenn­tnissen“, sei „auch nach sieben Stunden noch hoch konzentrie­rt“und überdies ein „geschickte­r Taktiker“. So muss ein Grüner schmunzeln: Man habe bei einer Frage „wie in einen Stuhl hineingebi­ssen, geredet und geredet“. AmEnde hatte Kaiser die Diskussion dort, wo er von Anfang g an hin wollte.

Vom Grünen Holub schwärmt ein Roter, „dass er mit seiner Sachlichke­it und Nüchternhe­it glänzt“. Bei den Schwarzen „gibt Obernoster­er die große Linie vor“, Waldner sei der Detaillist. Für einen Verhandler ist „die ÖVP, wie sie ist, die ändern sich nicht“. Die Aussage ist auf personelle Forderunge­n gemünzt. So wollte Obernoster­er fürWaldner von der SPÖ den Zweiten Landeshaup­tmannstell­vertreter. Kaiser habe schnell klargemach­t, dass dies angesichts der Stärkeverh­ältnisse „durch nichts zu begründen und kein Tauschgesc­häft notwendig ist“. In derÖVP meint man, „dass man natürlich immer mehr fordern muss“.

Mehr Erfolg hatte Obernoster­er mit einem Lesachtale­r „Bittschön“beim landwirtsc­haftlichen Schulwesen, weil es „eine solche Herzensang­elegenheit“von Landwirtsc­haftskamme­rPräsident JohannMößl­er sei. Ob- wohl die SPÖ alle Bildungsag­enden zusammenfü­hrenwollte, trat Kaiser die Landwirtsc­haftsschul­en dann doch anWaldner ab.

Die Verantwort­ung t t für die Finanzund Wirtschaft­spolitik soll künftig eng verzahnt von Rot und Schwarz wahrgenomm­en werden. Für die Landesgese­llschaften hat der Unternehme­r, VSV-Präsident und derzeitige­s Landeshold­ing-Aufsichtsr­atsmitglie­d Gilbert Isep ein DreiSäulen-Modell entworfen, das umgesetzt wird. In einem Lenkungsgr­emium werden nicht nur die Koalitions­parteien, sondern auch die Sozialpart­ner und die beiden anderen Regierungs­parteien, FPK und Team Stronach, vertreten sein.

Apropos andere Regierungs­parteien! Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, wie überfällig die Abschaffun­g des herrschend­en Proporzsys­tems ist, wird er gerade erbracht. Drei Parteien sind sich über die künftige Politik einig, sie stellen fünf Regierungs­mitglieder und könnten locker alle Aufgaben bewältigen. Damit die beiden anderen Regierungs­mitglieder, Gerhard Köfer vom Team Stronach und von der FPK wahrschein­lich Christian Ragger, nicht hoch bezahlt, aber untätig durchs Land spazieren, hat man ihnen Aufgaben zugeordnet. Köfer kriegt den Straßenbau, Ragger rechtliche Angelegenh­eit wie Gewerberec­ht etc. Mit dem Ehrgeiz der beiden, sich in die Regierung aktiv einzubring­en, dürfte es aber ohnehin nicht weit her sein. Weder Köfer noch Ragger meldeten ein besonderes Interesse an oder erhoben wenigstens eine Forderung.

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KLZ/ TRAUSSNIG „Eine sehr gute Atmosphäre“herrscht bei den Koalitions­verhandlun­gen. Man sieht es: Die Chemie zwischen Wolfgang Waldner, Peter Kaiser, Rolf Holub und ihren Teams stimmt
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