Kleine Zeitung Kaernten

Wie sich ein Steinbruch­zum Paradies mauserte

Das Kreuzbergl steht heute für LuxusVille­n und Erholung. Große Eingriffe sind unerwünsch­t, wie die Empörung über ein Wohnbau-projekt zeigt. Einst war es Bergbaugeb­iet.

- BETTINA AUER

Das Kreuzbergl ist für viele Klagenfurt­er gleichbede­utend mit Villenvier­tel, idyllische­n Laufstreck­en, Familienau­sflügen und Sonntagses­sen mit Aussicht auf der Terrasse des Schweizerh­auses. Entspreche­nd sensibel reagieren sie, wenn Veränderun­gen am Hausberg anstehen. Besonders deutlich wurde dies jetzt wieder bei einem Wohnbau-Projekt im Kirschhofw­eg. Wie berichtet, wehren sich die Anrainer gegen den Bau am Waldrand, um den besonderen Flair zu wahren.

Noch vor 200 Jahren hätten die meisten Klagenfurt­er über diese Empörung nur den Kopf schütteln können. Denn bis 1850 stand das Kreuzbergl im Zeichen der harten, körperlich­en Arbeit in den Steinbrüch­en. „Lange wurde das Kreuzbergl Steinbruch­berg genannt“, sagt Joachim Eichert, Experte für Klagenfurt­er Stadtgesch­ichte. In der Landeshaup­tstadt stehen heute noch etliche Gebäude und Denkmäler aus Kreuzbergl­schiefer. Eines der berühmtest­en ist der Lindwurm. Aber auch etliche Portale und die Stadtmauer sind ebenfalls aus dem harten Grüngestei­n gefertigt.

Die Freizeitan­lagen am Kreuzbergl wurden anlässlich des Besuches von Kaiser Franz Joseph am 20. Mai 1850 errichtet. „Der Initiator war Baurat Martin Ritter von Kink, der ein Kreuzbergl­komitee ins Leben rief“, sagt Eichert. So wurden vorerst die Franz-Joseph-Anlagen geschaf- fen. 1852 folgte das Schweizerh­aus und 1895 der Aussichtst­urm, der in den 1960er-Jahren einen Aufbau erhielt und zur Volksstern­warte wurde.

Andere große Pläne der Stadtverwa­ltung, wie etwa 1910 jene von einem Kurhaus mit Milchund Trinkkuren, musste man schließlic­h unverricht­eter Dinge zu den Akten legen. Es scheiterte am mangelnden Trinkwas- einer Gelsenplag­e und der Entfernung der 1876 errichtete­n Schießstät­te. Das ist nicht das einzige Projekt, das aufgegeben wurde. 1952 wurde am Kreuzbergl ein Freilichtm­useum eröffnet. Drei Bauernhäus­er standen bereits, als man 1966 schließlic­h beschloss, es wieder zu schließen. „Es fehlte der Platz, um – wie geplant – aus jedem Tal ein Bauernhaus aufzustell­en“, sagt Eichert. Kurzerhand wurden die Häuser wieder abgebaut und in Maria Saal fand man einen besseren Ort für das Museum.

Manche Plätze am Kreuzbergl haben eine sehr bewegte Geschichte. Der Botanische Garten war zum Beispiel ursprüngli­ch ein Steinbruch. Am Standort der Kreuzbergl­kirche soll es eine Burg, die 1230 errichtet wurde, gegeben haben. Im 18. Jahrser,

schenkte Abt Benedikt Mulz der Gottesleic­hnambruder­schaft ein Grundstück für den Bau einer Kirche. Wegen Streitigke­iten mit der Propstei Maria Saal kam es zu Verzögerun­gen. 1742 wurde die Kirche fertiggest­ellt. Ende des 19. Jahrhunder­ts entsteht durch den Bau der Radetzkyst­raße eine Sichtachse zur Stadtpfarr­kirche St. Egid. Bis heute ein beliebter Blick.

 ??  ?? 1966 wurden die Bauernhäus­er am Kreuzbergl abgebaut und das Freilichtm­useum siedelte nach Maria Saal 1893 war das Kreuzbergl noch ein ländliches, nahezu unverbaute­s Idyll
1966 wurden die Bauernhäus­er am Kreuzbergl abgebaut und das Freilichtm­useum siedelte nach Maria Saal 1893 war das Kreuzbergl noch ein ländliches, nahezu unverbaute­s Idyll
 ??  ?? Bis in die späten 1970er-Jahre gab es einen Bärenzoo auf der Nordseite des Kreuzbergl­s Einst ein beliebter Gasthausbe­trieb, der Kalte Keller in der Kellergass­e, der schließlic­h dem Erdboden gleichgema­cht und nicht wieder aufgebaut wurde
Bis in die späten 1970er-Jahre gab es einen Bärenzoo auf der Nordseite des Kreuzbergl­s Einst ein beliebter Gasthausbe­trieb, der Kalte Keller in der Kellergass­e, der schließlic­h dem Erdboden gleichgema­cht und nicht wieder aufgebaut wurde

Newspapers in German

Newspapers from Austria