Heimspiel in der Burg
der 52-Jährige wieder in der Gegend von St. Kanzian, wo er sein irritiertes Lebensgefühl in scharfsinnig-heitere Kunstwerke transformiert: übereinandergestapelte Bierkisten, die als „Volksnahe Hochkultur“umzustürzen drohen, einen kleinbürgerlich bellenden Rasenmäher oder eine aus Glasobjekten bunt zusammengewürfelte Familienaufstellung mit den „Vier Evangelisten“und „Fünf Tibetern“.
Putzkübel aus Murano
Bei all seinemWitz, der sich auch in Tafelbildern aus poppigen TShirts oder zu Balkanjazz tanzenden Palmen („Ginger& Fred“) offenbart, verliert Traar nie die ästhetische Konzeption aus dem Auge: Er zeigt bestrickendeWerke der Konkreten Kunst aus alten Pullovern, einen Besen samt Putzkübel aus Muranoglas oder interaktive Liniengeflechte auf sandgestrahlten Spiegeln, die sich mit jeder Bewegung des Betrachters verändern. Um die glänzende Ästhetik dieser Kunstwerke ein wenig zu konterkarieren, hat ihnen Traar einen hustenden Staubsauger zur Seite gestellt. Kunst sollte sich eben nie zu wichtig nehmen, auch wenn sie „schützt“, wie der Ausstellungstitel suggeriert, und von einer „kritisch-ironischen Befragung der allgemeinen Lebensrealität“(Christine WetzlingerGrundnig) ausgeht. Dieser soziale Ansatz wird vor allem in der Burgkapelle deutlich, die der Gironcoli-Schüler in einen profanenAufenthaltsort für alltägliche Begegnungen verwandelt hat.
Dass sich Jochen Traar vorrangig als Bildhauer versteht, begreift man spätestens vor einer Raumskulptur aus mobilen Stoffjalousien, die ganz in den Farben seines großen Lehrers – Kupferbraun und Alugrau – gehalten ist.
Den Abschluss der Schau bildet ein scheinbar religiöses Gegensatzpaar, veranschaulicht in Kondensstreifen, die Flugzeuge in den Himmel malten und einer Installation mit dem Titel „Hell“. Wenn der Besucher eine bestimmte Telefonnummer wählt, dann beginnen dutzende Scheinwerfer „HELL“zu leuchten. Dann geht auch dem letzten Opfer des Kärntner Nebels ein Licht auf. „ Art Protects You“. Jochen Traar im Museum Moderner Kunst Kärnten, Burggasse 8, Klagenfurt; bis 2. Juni 2013. Info: 050.536.16252 oder www. mmkk. at