Kleine Zeitung Kaernten

Der Despot von Kiew Hat eingelenkt

Zumindest Z auf dem Papier P gibt es ihn, den d Frieden für die Ukraine: U Opposition und u Regierung unterzeich­neten u Kompromiss. K Sogar Julia J Timoschenk­o soll s freikommen.

- JOHANNES J KÜBECK NINA N KOREN

Ein ganzes Land atmet auf: Nach dem furchtbare­n Blutvergie­ßen, als der Bürgerkrie­g unausweich­lich schien, brach gestern unter internatio­nalem Druck der Tag des Kompromiss­es an. Regierung und Opposition unterzeich­neten ein Abkommen, das einen Gewaltverz­icht beider Seiten vorsieht und mit Neu- wahlen bis spätestens November den Weg für einen Neubeginn ebnen soll. Der Despot von Kiew gab nach – vorerst zumindest. Punkt eins, die Rückkehr zurVerfass­ung von 2004, wurde auf der Stelle vom Parlament verabschie­det. Damit wird die Macht des Präsidente­n deutlich beschnitte­n und das Parlament gestärkt. Janukowits­ch muss beide Gesetze noch unterzeich­nen, damit sie in Kraft treten.

Gemäß dem Abkommen soll innerhalb von zehn Tagen eine überpartei­liche „Regierung der nationalen Einheit“gebildet werden. Anschließe­nd setzte das Parlament den umstritten­en Innenminis­ter Witalij Sachartsch­enko ab, der verantwort­lich für den brutalen Einsatz der Polizei gegen die Regierungs­gegner und für den Einsatz von Scharfschü­tzen gegen Demonstran­ten gemacht wird.

Am Abend dann der nächste Paukenschl­ag: Das Parlament ebnete den Weg für die Freilassun­g von Julia Timoschenk­o, der seit 2011 inhaftiert­en und schwer erkrankten früheren Ministerpr­äsidentin und Opposition­sführerin. Die Oberste Rada stimmte mit großer Mehrheit für ein Gesetz, das die Vorwürfe des Amtsmissbr­auchs nicht mehr als Straftaten wertet. Timoschenk­o war Anführerin der demokratis­chen Orangen Revolution von 2004, Janukowits­ch ihr langjährig­er Erzfeind.

Misstrauen

Für dieses überrasche­nde Ergebnis hatten die Regierung und die Vertreter der Opposition in der Ukraine, die namens der EU tätigen drei Außenminis­ter von Deutschlan­d, Frankreich und Polen und ein russischer Diplomat die ganzeNacht und bis in den gestrigen Nachmittag hinein verhandelt. Donald Tusk, Polens Ministerpr­äsident, sprach erlöst von einem

„Moment des Durchbruch­s“. Draußen beseitigte­n die Straßenräu­mung der Stadt und die Massen der Regimegegn­er einige Spuren der Verwüstung­en auf dem Maidan, Kiews Platz der Freiheit. Opposition­elle besserten aber vorsichtsh­alber auch ihre Barrikaden aus. „Janukowits­ch kann man nicht trauen“, meinten viele, die das Abkommen für ein Täuschungs­manöver halten. Tatsächlic­h hat der Präsident nun einmal Zeit gewonnen. Ob er seinen Kampf um die Macht wirklich aufgegeben hat, bleibt abzuwarten. Eine wichtige Radikaleng­ruppe beharrt auf einem sofortigen Abgang Janukowits­chs und kündigte weiteren Widerstand an.

Auch dieReaktio­nen auf internatio­naler Ebene blieben zurückhalt­end. „Die Umsetzung wird noch sehr schwierig werden“, mahnte Catherine Ashton, Chef-Außenpolit­ikerin der EU. Den EU-Spitzen ist auch klar, dass die Ukraine rasche Finanzhilf­en braucht. Das Land steht vor dem Bankrott.

Leitartike­l Seite 8

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Es waren sehr schwierige Verhandlun­gen: Präsident Janukowits­ch (Dritter von rechts), die Vertreter der Opposition
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APA sowie die Außenminis­ter Deutschlan­ds und Polens im Präsidente­npalast
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APA Paukenschl­ag: Timoschenk­ovor Freilassun­g

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