„Ich zeige die Kanten auf meine Art“
LandesratWolfgangWaldner (VP) hat kein Problem damit, ein „Abarbeiter“zu sein. Die Kritik der mangelnden Präsenz und Unerreichbarkeit versteht er nicht.
Journalisten haben’s besser: Sie kriegen einen Termin bei Ihnen – im Gegensatz zu Vertretern aus Gemeinden, Kultur oderWirtschaft, die oft vergeblich ansuchen. Warum sind Sie als Landesrat so unerreichbar?
WOLFGANGWALDNER: Das Gerücht höre ich auch. Aber mir ist kein Mensch persönlich bekannt, der betroffen wäre. Es gibt keine Anfrage, die nicht beantwortet wird. Wir prüfen genau, ob ein Termin notwendig bzw. möglich ist.
Wir wissen beispielsweise von Kulturschaffenden, die seitMonaten warten.
WALDNER: Ich habe fünf Referate. Fragen Sie LH Kaiser, wie viele Anfragen er hat, die er nicht behandeln kann! Ich hab allerdings keine Zeit, mit jemandem, den ich nicht kenne, ein paar Stunden über Kulturpolitik zu plaudern.
Kritik gibt es auch von ÖVPFunktionären, dass Sie und Parteichef Gabriel Obernosterer zu wenig präsent seien.
WALDNER: Das kann ich mir nicht erklären. Ich bin von früh bis spät im ganzen Land oder inWien unterwegs! Schauen Sie auf unsere Auswertung der Medienpräsenz. Obernosterer etwa liegt extrem stark. Auch ich bin jeden Tag in denMedien.
Sind Sie überzeugt, dass Sie als Landesrat auf dem richtigen Posten sitzen?
WALDNER: Ich weiß, wofür ich geholtwurde: genau für diesen Landesrat-Job, als Ergänzung zum Parteiobmann. Ich wurde nicht als Parteimanager geholt. Weil ich schon so viele andere Funktionen hatte, bin ich überzeugt und würde dieselbe Entscheidung für die Regierungsfunktion noch einmal treffen. Es macht mir Spaß.
Planen Sie persönlich eine weitere Regierungsperiode ein?
WALDNER: Das kann ich noch nicht sagen. In zwei Wochen ist diese Regierung ein Jahr alt. Unsere Bilanz kann sich sehen lassen. Ich habe keinen Anlass, etwas zu verändern. Ich bin hier, umfür Kärnten zu arbeiten.
Das Zeugnis, das Ihnen Obernosterer ausstellt, klingt merkwürdig: „Er ist nicht der professionellste Politiker, aber der professionellste Abarbeiter.“Das klingt ja mehr nach Schreibtischtäter als kreativem Gestalter, oder?
WALDNER: Ich weiß, wie Gabriel es gemeint hat: dass ich nicht der Profi- oder Partei-Politiker bin. Ich hatte vorher andere Karrieren. Und was ist Regierungsarbeit anderes als das Abarbeiten eines Programmes?
Obernosterer geht denWeg des langen Abschieds, hat bereits deponiert, bei der nächsten Landtagswahl nicht mehr dabei sein zu wollen. Verstehen Sie ihn?
WALDNER: So überraschend ist das nicht: In fünf Jahren ist er 64 und ich bin dann 65. Wir sind keine Sesselkleber. Derzeit sind wir in einer Übergangsphase. Gabriel hat für diese Partei Übermenschliches geleistet, sonst wär’ sie weg gewesen. Ich hab’ ihm geholfen. Deshalb war die Zweiteilung von Partei und Landesrat richtig. Langfristig gehört das wieder zusammengelegt. Es funktioniert jetzt so gut, weil wir zwei uns so gut verstehen.
In der ÖVP gibt es Stimmen, die sich von Ihnen in der Dreierkoalition mehr Kanten undmehr Eigenprofil für die ÖVP erwarten würden. Was sagen Sie den kritischen Geistern?
WALDNER: Leider können die Leute nicht dabei sein, wenn wir unsere internen Koalitionssitzungen haben und mir attestiert wird, dass ich mehr Kanten zeige als andere. Aber ich mach’s auf meine Art. Die ÖVP-Positionen habe ich bisher immer durchgebracht.
INTERVIEW: A. BERGMANN