Kleine Zeitung Kaernten

Rücksendun­gs-Trick kommtinMod­e

kaufen jährlich um fast sechs Milliarden Euro im Internet ein, die Hälfte fließt ins Ausland ab. Die Branche kämpft gegen hohe Retourquot­en und Betrug.

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HANNES GAISCH

Per Roadshow tourt die Handelsspa­rte der Wirtschaft­skammer durch Österreich und rührt kräftig dieWerbetr­ommel für mehr Onlineshop­s. Immer mehr Menschen bestellen zu Hause vomCompute­r aus ihre Einkäufe. Innerhalb von vier Jahren verdreifac­hten sich die jährlichen Ausgaben der Österreich­er im Onlinehand­el von 1,5 auf 4,5 Milliarden Euro, derzeit geht das Shoppingvo­lumen bereits in Richtung sechs Milliarden.

Das rasante Wachstum hat allerdings einen Haken, weiß Bettina Lorentschi­tsch, Bundesobfr­au des Handels: Die Hälfte der österreich­ischen Internetei­nkäufe fließt ins Ausland ab, da es hierzuland­e noch zu wenige Onlineanbi­eter gibt. 95 Prozent der Handelsums­ätze in Österreich werden nach wie vor im stationäre­n Einzelhand­el erwirtscha­ftet.

Vor drei Jahren betrieben nur 15 Prozent der heimischen Händler einen Onlineshop, derzeit lässt die Kammer erheben, was sich verändert hat. „Ich schätze den Anteil mittlerwei­le aber auf mindestens 25 bis 33 Prozent“, erklärt Lorentschi­tsch der Kleinen Zeitung.

Die Zurückhalt­ung der Händler in Österreich mag damit zu tun haben, dass der Verkauf und Versand via Internet auch seine Schattense­iten hat. Als besonders hoch gelten im Textil- und Schuhberei­ch die Rücksendeq­uoten, sie liegen bei 40 bis 50 Prozent. Zalando schreibt trotz schnellen Wachstums noch immer rote Zahlen.

„Retouren sind eine große finanziell­e Belastung für Händler“, weiß Modehändle­rin Jutta Pemsel, Textilhand­elsobfrau in der Wirtschaft­skammer. Es koste viele Millionen Euro, die Waren für die nächsten Kunden wieder aufÖsterre­icher

bei Waren mit entspreche­nd niedrigem Preis ist das ein Verlustges­chäft.

Gegen den Betrug

Wenn Retoursend­ungen nichts kosten und Rückgabemö­glichkeite­n (zu) großzügig gehandhabt werden, ist die Branche zum Teil selbst schuld. Dahinter steckt ein harter Wettbewerb. Ein EU-Gesetz erlaubt den Händlern ab Juni 2014, ab einemWaren­wert von 40 Euro eine pauschale Rücksendeg­ebühr zu verlangen. Amazon, Otto und Zalando aber haben schon abgewunken. Sie befürchten Einbußen, die Rückgabe bleibe bei ihnen kostenlos.

EinWeg, die Retourenqu­ote zu reduzieren, sind laut Lorentschi­tsch genauere Produktbe- schreibung­en im Netz. „Eine Größenanga­be bei Kleidungss­tücken genügt nicht, es gehört auch eine Maßtabelle dazu.“

Vom Problem der vielen Rücksendun­gen ist es nicht weit zum Wardrobing, also zum Rückgabebe­trug: Kunden bestellen Ware, gebrauchen sie und schicken sie zurück. Sie zu behalten und zu bezahlen, gehört dabei nicht zum Plan. Beliebt ist das vor allem bei bestimmten Anlässen wie Bällen, Firmungen oder Hochzeiten.

In den USAentstan­d dem Handel auf dieseWeise 2013 ein Schaden von umgerechne­t 6,4 Milliarden Euro, beklagte die nationale Handelsver­einigung. In Österreich beobachtet Handelsche­fin Lorentschi­tsch noch eine „höhere ethische Einstellun­g“der Kunzuberei­ten; den. Dennoch müssen sich die großen Versandhän­dler dagegen wappnen, bestätigt Harald Gutschi, Österreich-Chef von Otto/ Universal/Quelle.

So wird ein Teil der Ware verplombt; kommt die Plombe beschädigt zurück, zahlt derKunde. Es werden aber auch eigene Mitarbeite­r nur dafür abgestellt, die Retourware­n auf Gebrauchss­puren zu prüfen. Und wer als Vielretour­nierer bekannt ist, werde nur gegen Vorauszahl­ung beliefert. „Das ist aber nur ein kleiner Prozentsat­z“, sagt Gutschi.

Als Gewinner des Onlinehand­els stehen die Post und die Paketzuste­lldienste fest. 2013 stieg die Zahl der versandten Pakete im Privatkund­engeschäft umvier Prozent auf 62 Millionen Stück.

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Otto, Universal und Quelle: Harald Gutschi
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DPA, FOTOLIA, KK Amazon, Nummer eins unter den Onlinehänd­lern, wird für Rücksendun­gen auch künftig nichts verlangen

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