„Das Volk wird getäuscht“
Die Ukrainer vergießen ihr Blut für die Mächtigen in Brüssel im Kampf gegen Putin, meint einer unserer Leser.
„Auf dem Maidan haust der Tod“, 21. 2.
Die blutigen Straßenschlachten in Kiew haben bürgerkriegsartige Formen angenommen. Wie bei der misslungenen „orangen Revolution“muss man sich auch diesmal die Frage stellen, welche Rollen westliche Geheimdienste in diesem mörderischen Kampf spielen.
Das geschundene ukrainische Volk wird mit völlig utopischen Versprechungen europäischer Politiker getäuscht und in eine aussichtslose Schlacht geschickt. Jeder, der sich der geopolitischen Bedeutung der Ukraine bewusst ist, weiß, dass es Europa nichtum die Menschen, sondern um Ein- in der Region am Don geht. Die Ukrainer vergießen ihr Blut inWirklichkeit für die Mächtigen in Brüssel im Kampf gegen Putin. Russland wird die Ukraine nie aufgeben und den Europäern überlassen. In weiterer Folge der Nato, somit den Amerikanern. Die Ukraine mit ihrer Hauptstadt Kiew gilt seit jeher als dieWiege der russischen Kultur. Auch wenn sich der Westukraine im Laufe der Historie vieler bemächtigten, auch Österreich unter den Habsburgern, so war sie wirtschaftlich und kulturell immer in der erdrückenden Umarmung Mütterchen Russlands gefangen. Lorenz Puntschart, St. Veit
Eine Tragödie sondergleichen
„Firstwe take Manhattan thenwe take New York“: Angelehnt an eine Wortzeile eines Songs aus den 70er-Jahren war das bis vor wenigen Tagen noch das Motto der außerparlamentarischen Opposition in der Ukraine. Mittlerweile ist die Situation eskaliert, die Ukraine steht am Rande eines Bürgerkriegs, mit derzeit mehr als 200 Toten.
Es war geplant, von Kiew ausgehend, den Funken des friedlichen Aufbegehrens weiterzutragen in die Provinzen, in denWesten des Landes, in Grenznähe zu Polen, aber auch in den Südosten, den Donbas-Regionen, mit mehrheitlich russischsprachiger Bevölkerung.
Ein Großteil der ukrainischen Bevölkerung hatte es satt, mit ansehen zu müssen, dass eine Handvoll oligarchischer Familienclans rund um Janukowitsch – die Mehrheit dieser Potentaten stammt aus Donetsk und Charfluss kow– das Land mit immerhin fast 46 Millionen Einwohnern finanziell zugrunde richtet, Staatsvermögen in Milliardenhöhe illegal ins Ausland transferiert.
Der Funke wird „überschwappen“, ins benachbarte totalitär anarchisch regierte Weißrussland und weiter in Putins „Großrussland“. Janukowitsch und Konsorten werden sich in den nächsten Tagen eben dorthin absetzen, vielleicht sogar nach Venezuela oder nach Costa Rica.
In den letzten 20 Jahren habe ich geschäftlich mindestens viermal pro Jahr die Ukraine bereist, Kiew – welch wunderschöne Stadt, deren eigentlicher Ortskern sich auf einem Hügel oberhalb des Maidan-Platzes befindet – , aber auch Donetsk – mit nach wie vor unzähligen Lenin-Statuen, verstreut auf die ganze Stadt – Charkow, einer Industriestadt, vergleichbar vielleicht mit den „Metropolen“des Ruhrgebiets in Deutschland in den 60er-Jahren.
Es ist eineTragödie sondergleichen, ähnlich der aktuellen Situation in Syrien, einem wunderschönen Land, auch von mir beruflich häufig besucht, wo nicht nur seit Ausbruch des Krieges mehr als 200.000 Bürger den Tod gefunden haben und mehr als drei Millionen Syrer ungewollt ihre Heimat verlassen mussten, antike Städte, wie Aleppo quasi dem Erdboden gleichgemacht wurden. Ähnliches droht der Ukraine, weil auch Janukowitsch wie Assad in Syrien nicht weichen will. Und das im 21. Jahrhundert: unglaublich, tragisch, unvorstellbar.
Wo ist die UNO, wo ist die EU, umderartigeGräueltaten notfalls mit Gewalt zu beenden? Alfons Küsters, Dipl.-Volkswirt,
Krumpendorf
Scheinheiligkeit
Die Sportler kämpfen bei den Putin-Spielen um die Medaillen. Zur gleichen Zeit kämpfen mit Zustimmung undwahrscheinlich auf Anordnung von Putin in der Ukraine die Demonstranten und Polizisten um ihr Leben. Der westlichen Welt ist das offensichtlich egal. Hauptsache, der Medaillenspiegel ist in Ordnung. Zum Kotzen diese Scheinheiligkeit. Helmut Gruber, Graz Ihre Leserbriefe richten Sie bitte an INGRID BRACHMAYER leserbriefe@ kleinezeitung. at Fax: 0463/58 00-307 per Post an Kleine Zeitung Leserbriefe, Funderstraße 1 a, 9020 Klagenfurt Bitte geben Sie immer Ihre genaue Wohnanschrift und Telefonnummer an. Wir behalten uns Kürzungen vor.