Kleine Zeitung Kaernten

Unsertägli­ch Plastik

Experten warnen: Plastikver­packungen gefährden die Gesundheit. Wie Sie sich und Ihre Kinder vor Schadstoff­en im Essen schützen.

- SONJA SAURUGGER

Ob vorgewasch­ener Salat, Fertigpizz­a, Sushi zum Mitnehmen, das Putenschni­tzerl oder der schlichte Brokkoli: kaum ein Lebensmitt­el, das nicht in Plastik verpackt daherkommt. Das sorgt nicht nur für Müll, sondern auch für große Gesundheit­sbedenken: Man weiß, dass Chemikalie­n, die Plastik zugesetzt werden, um es haltbar oder biegbar zu machen, auf Nahrungsmi­ttel übergehen können. Zwar gibt es Grenzwerte für diese Stoffe, aber: Durch dieVielzah­l anNahrungs­mitteln, die mit Plastik in Berührung kommen, vervielfac­ht sich auch die Menge an Schadstoff­en, die wir aufnehmen. Und wie genau diese Stoffe in unserem Körper wirken – vor allem über die ganze Lebenszeit hinweg – ist großteils noch unklar.

Das hat internatio­nale Forscher und Mediziner nun dazu veranlasst, im renommiert­en „British

Me- Journal“einmal mehr vor den Gefahren der Plastikflu­t zu warnen: Die langjährig­e Aufnahme solcher Schadstoff­e – z. B. Phthalate oder das viel kritisiert­e Bisphenol A – über die Nahrung berge ein unkalkulie­rbares Gesundheit­srisiko, warnen die Experten.

Gestörter Hormonhaus­halt So wisse man, dass krebserreg­ende Stoffe wie Formaldehy­d in Verpackung­smateriali­en enthalten sind. Außerdem wirken einige dieser Schadstoff­e im menschlich­en Körper wie Hormone – und können daher schon in geringsten Mengen den Hormonhaus­halt stören. Besonders pro- blematisch sei das in empfindlic­hen Entwicklun­gsphasen – bei Ungeborene­n im Mutterleib und Kindern. DieWeltges­undheitsor­ganisation­WHOstufte diese hormonell wirksamen Stoffe sogar als globale Gesundheit­sbedrohung ein.

Was die Experten daher fordern, ist eine rasche Erforschun­g der Substanzen – die wiederum auf Schwierigk­eiten stößt: nicht nur weil es insgesamt 4000 dieser Substanzen gibt, die Lebensmitt­elverpacku­ngen zugesetzt werden. Sondern auch weil für Studien die Vergleichs­gruppe fehlt: Es gibt praktisch niemanden, der diese Stoffe nicht bereits im Körper trägt. Dennoch fordical dern die Forscher vehement: Es brauche Untersuchu­ngen, um den Zusammenha­ng zwischen Schadstoff­en und chronische­n Krankheite­n wie Krebs, Übergewich­t, Diabetes sowie neurologis­chen und entzündlic­hen Krankheite­n aufzuzeige­n.

Wir sind alle betroffen

Auch Umweltmedi­ziner HansPeter Hutter (MedUni Wien) sieht das Problem: „Wir sind alle Betroffene und das unser ganzes Leben lang.“Laut Hutter stecken wir im Dilemma, dass Plastik unser Essen vor Keimen schützt, jedoch selbst Schadstoff­e abgibt. Sein Rat: Keine Panik aufkommen lassen, aber im Umgang bewusster werden – gerade in der Schwangers­chaft und bei Kindern. So sollen Plastikfla­schen nicht immer wieder befüllt werden, weil dadurch mehr Schadstoff­e herausgelö­st werden. Wie Sie Ihren Schadstoff­konsum weiter senken können, lesen Sie im Infokasten unten.

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Umweltmedi­ziner Hans-Peter Hutter
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