Ein smarter Preis für Netzkultur DER PREIS UND SEINE PREISTRÄGER
Georg Holzer und Bruno Hautzenberger haben gestern den Bank-AustriaKunstpreis erhalten. Erstmals wurde ein Netzkultur-Projekt ausgezeichnet.
SAMSTAG, 22. FEBRUAR 2014, SEITE 75
BANK- AUSTRIA- KUNST P R E I S
MARIANNE FISCHER
Geboren in einer durchzechten Nacht, betrieben als privates „Gaudi-Projekt“, nun mit einem hoch dotierten Kunstpreis ausgezeichnet: Der Journalist Georg Holzer (40) und der Software-Entwickler Bruno Hautzenberger (26) haben gestern für ihr „Projekt Ingeborg“eine Hälfte des mit 70.000 Euro dotierten Bank-Austria-Kunstpreises in der Sparte „Kunstvermittlung“bekommen (mehr siehe Info). Erstmals geht der Preis an ein reines Netzkultur-Projekt.
wurden gestern im Theater in der Josefstadt die mit insgesamt 218.000 Euro dotierten Bank-Austria-Kunstpreise vergeben. Sie gingen an:
(70.000 Euro): das von Peter Turrini, Silke Hassler und Rudolf Berger gegründete Festival Retz „Offene Grenzen“
die 70.000 Euro Die Idee dahinter: „Möglichst viel Aufmerksamkeit für (regionale) Künstler erzeugen und deren Arbeiten in den öffentlichen Raum bringen“, so Georg Holzer, Ex-Mitarbeiter der Kleinen Zeitung. Dafür fordern knallgelbe Sticker quer durch Klagenfurt und Villach auf: „Handy hier auflegen“– und dann braucht man nur mehr den Erklärungen auf den Stickern folgen. Als Lohn bekommt man Woche für Woche neue Infos über Autoren oder Musiker – und zwar samt Kostprobe. In Klagenfurt gibt es mittlerweile 136 Standorte, dazu kom-
Zum vierten Mal
„Regional“
Kunstvermittlung:
teilen sich das Projekt „My RSO – Greatest Hits for Contemporary Orchestra“(Wien) und das „Projekt Ingeborg“(Kärnten)
(8000 Euro): Wolfgang Huber-Lang (APA)
(70.000 Euro): „paraflows Festival“(Wien) und die ORF III-Redaktion „Kultur heute“
Kulturjournalismus
Sonderpreis
www.kunstpreis.bankaustria.at
men die Busse der Stadtwerke Klagenfurt, in denen man sich die Zeit damit vertreiben kann, neue Künstler kennenzulernen. Rund 55 wurden bisher vorgestellt, knapp 4400 Kontakte gezählt. Derzeit kann man übrigens gerade Georg Timber-Trattnig via Smartphone (wieder)entdecken.
Lizenz
Undweil dieKulturvermittler die Software unter einer Open-Source-Lizenz veröffentlicht haben, hat sich das Projekt bereits über Villach und Graz bis nach Weimar ausgebreitet. Die Software wurde sogar schon über 750 Mal heruntergeladen: „Was die Leute damit machen, wissen wir aber nicht“, erzählt Hautzenberger.
Stolz dürfen die beiden Kärntner auch auf das internationale Echo sein: In 23 Ländern undweit über 100 Medien wurde über das Projekt berichtet. Gemeinsam mit dem Bank-Austria-Kunstpreis als „Türöffner“war das Ansporn, pingeb.org auf eine noch breitere Basis zu stellen. Dafür haben die beiden ihre Jobs gekündigt und sind gerade dabei, eine Firma zu gründen. Ziel: Kunst und Technik global zu vernetzen und damit Künstlern, aber auch Vereinen zu helfen, ihre Arbeit sichtbar zu machen. Mittels Franchise-System soll dann irgendwann auch Geld hereinkommen.
Bisher jedenfalls hat das Duo Holzer und Hautzenberger weit über 1000 Stunden unentgeltlich in das Projekt investiert. Da ist der Preis der Bank Austria zumindest ein bisschen Lohn für die Mühe. Infos: http://pingeb. org