Das Mehr Europas
Die EU-Osterweiterung vor zehn Jahren brachte besonders Österreich in jeder Hinsicht mehr Europa.
SJOHANNES KÜBECK, KLAUS KNITTELFELDER uperlative sind immer gefährlich, aber die Erweiterung der EU um zehn Staaten ist eine Erfolgsgeschichte. Die 28 Mitglieder zählende EU ist der stärkste Wirtschaftsraum der Erde. Ihr Anteil an der globalen Wirtschaftsleistung von 18,6 Prozent ist höher als jener der USA mit 17,1 und jener Chinas mit 14,9 Prozent. Daran haben die neuen Mitglieder einen erheblichen Anteil. Sie verringern ihren Einkommensrückstand gegenüber dem EUDurchschnitt jedes Jahr um zwei bis drei Prozent. Es ist ein mühsamer Prozess, den diese Länder durchmachen und es gibt Rückschläge, aber östlich und südlich von uns gilt mehr Europa als attraktiv.
75 Millionen Menschen sind am 1. Mai 2004 Unionsbürger geworden. Diese Menschen haben nicht nur mehr Wohlstand ersehnt, sondern wollten auch für immer den düsteren Schatten der unter dem Kommunismus verlorenen Jahre abwerfen. Es genügt ein Blick auf die Ukraine, um zu sehen, wie wichtig das ist.
Die geografische Lage Österreichs, noch vorhandene alte Bande und die Tüchtigkeit der Bürger haben die Osterweiterung für uns zur Erfolgsgeschichte gemacht. Die kleine Alpenrepublik, die eigentlich keine besonderen ökonomischen Merkmale hatte, stieg zu einem der größten Investoren in den Beitrittsländern auf. Österreich ist wieder „wer“.
Auch als EU-Mitgliedsland und Nettozahler haben wir am Aufstieg der Nachbarn mitgewirkt und davon profitiert. Allein im Jahr 2012 hat die EU fast 18 Milliarden Euro Investitionshilfen und Strukturhilfen in diese Länder überwiesen. Polen, Tschechien, die Slowakei und Ungarn erhielten von 2007 bis 2013 rund 131 Milliarden Euro zur Stärkung der Wirtschaft. Ein beträchtlicher Teil dieser Gelder ist in Form von Aufträgen bei österreichischen Firmen gelandet und hat die Zahl der Arbeitsplätze heimischer Firmen für Österreicher und Ausländer ansteigen lassen.
Eine der meist diskutierten Folgen dieses Prozesses ist die Zuwanderung. Diese Seiten geben die bekannten Vorurteile wieder und versuchen, die wahren Sachverhalte zu zeigen. Tatsächlich wird die Zuwanderung als enormes Problem empfunden. Die Daten zeigen, dass sie dem Land und seinen Bürgern nicht geschadet hat. Österreichs Einwohnerzahl ist durch die Zuwanderung in 20 Jahren um fast 800.000 Einwohner gestiegen, gleichzeitig ist der Wohlstand pro Kopf der alten und neuen Österreicher laut Statistik Austria um ein Drittel gestiegen.