Kleine Zeitung Kaernten

Philosophi­e

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ImGrunde ist es im europäisch­en Fußball alles andere als außergewöh­nlich, im Halbfinale der Champions League an der teuersten Mannschaft des Kontinents zu scheitern. Allerdings nur, wenn man nicht Bayern München heißt.

Dort herrscht Krisenstim­mung. Ein Jahr nach dem Durchmarsc­h zum historisch­en Triple kann man sich nicht damit abfinden, eventuell „nur“den nationalen Meistertit­el in Rekordzeit eingefahre­n zu haben.

Der Schuldige ist schnell gefunden: Pep Guardiola, der in Rekordzeit vom Heilsbring­er zum Sündenbock wurde. Er habe die Bayern kaputt rotiert, das falsche System eingeführt. Und seine Philosophi­e, dasTiki-Taka, sei überhaupt verkehrt.

Philosophi­e, das heißt: forschende­s Fragen und Streben nach Erkenntnis des letzten Sinnes. Für Guardiola ist das im Fußball, den Ball zu haben. Sein Credo: Wenn ihn seine Mannschaft hat, kann ihn die andere nicht haben, um Tore zu schießen. Und behalten kannmanihn, indem man ihn schnell von einem zum anderen passt, das Spiel dominiert, kontrollie­rt.

Die Philosophi­e hat einen Haken: RealMadrid genügt es oft, den Ball nur kurz zu haben. Denn der wahre Sinn im Fußball liegt noch immer darin, Tore zu schießen. Das haben die Bayern verabsäumt. nsofern ist dasWehklag­en in München verständli­ch. Was hilft die beste Philosophi­e, wenn der Endzweck der falsche ist.

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