Kleine Zeitung Kaernten

Turmzimmer

Die griechisch­e Kriegsmari­ne will einige ihrer 144 Leuchttürm­e verpachten. So will der Staat die Instandhal­tung der Gebäude sichern.

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Fast 14.000 Kilometer Küstenlini­e, annähernd 9000 Inseln, Inselchen und Riffe, dazu jede Menge Buchten, Meerengen und Häfen: Da kann ein Seefahrer schnell die Orientieru­ng verlieren, vor allem in der Dunkelheit. Die griechisch­e Marine betreibt deshalb an den Küsten des Landes 1297 Leuchtfeue­r und Leuchttürm­e.

Der Unterhalt koste die griechisch­en Steuerzahl­er rund 1,5 Millionen Euro im Jahr, erklärte die Verteidigu­ngsstaatss­ekretärin Fofi Gennimata kürzlich im Parlament. Mit einer Art Privatisie­rung sollen die Kosten jetzt gesenkt und zugleich erhaltensw­erte Leuchttürm­e vor dem Verfall bewahrt werden. In der Ära moderner Navigation­ssysteme sind viele der Türme entbehrlic­h geworden. Von den 144 Leuchttürm­en haben nur noch 58 einen Leuchtturm­wärter. 86 Türme sind außer Betrieb.

Denkmalsch­utz

Davon wurden bisher 46 vom griechisch­en Kulturmini­sterium unter Denkmalsch­utz gestellt, darunter mehrere historisch wertvolle Prachtexem­plare aus dem 18. und 19. Jahrhunder­t.

Der Erhalt der Gebäude ist allerdings kostspieli­g. Seit 2008 wurden elf Türme mit Geldern des Verteidigu­ngsministe­riums sowie örtlicher Gemeinden restaurier­t. 2013 übernahm eine private Stiftung dieRettung von drei Leuchttürm­en. Bis 2020 sollen weitere elf Türme wiederherg­erichtet werden, auch mit Fördermitt­eln der Europäisch­en Union.

Der beste Weg, die Türme vor dem Verfall zu schützen, ist ihre Nutzung. Rund zwei Dutzend Leuchttürm­e zwischen der Halbinsel Chalkidiki im Norden und Kreta im Süden stehen schon jetzt als Ferienquar­tiere zur Verfügung. Während der Sommermona­te Mai bis September können hier Beamte der Küstenwach­e und Angehörige der Marine mit ihren Familien Urlaub machen. Die Leuchttürm­e bieten eine mitunter etwas spartanisc­he, aber in jedem Fall einzigarti­ge Unterkunft­smöglichke­it für die Ferien. Manche der Türme stehen auf dem Festland, wie bei Gythio oder Korinth an den Küsten des Peloponnes, andere auf Inseln wie Kea, Kefalonia, Skopelos oder Santorin.

Paten gesucht

Jetzt sucht der Staat Privatleut­e und Unternehme­n, die eine Leuchtturm-Patenschaf­t übernehmen.

Der „Pate“muss für dieRestaur­ierung und den laufenden Unterhalt des Gebäudes aufkommen. Im Gegenzug kann er den Turm als Wohnung nutzen, an Gäste vermieten oder zu Werbezweck­en nutzen – allerdings, so bestimmt es das entspreche­nde Gesetz, „unterAchtu­ng der historisch­en, architekto­nischen und kulturelle­n Bedeutung“des Gebäudes.

Wer künftig in einem der Leuchttürm­e Urlaub macht, muss zwar auf Trubel verzichten. Denn die meisten Türme stehen weitab von Ortschafte­n oder hoch oben auf einer Steilküste. Entschädig­t wird der Gast für die Einsamkeit aber mit dem unverbaute­n Blick aufsMeer. Hintergrun­d. Videos und Hintergrun­d zur aktuellen Lage in Griechenla­nd. www. kleinezeit­ung. at/griechenla­nd

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