Kleine Zeitung Kaernten

VomGeständ­nis zur Fußfessel

Josef Kircher und Dietrich Birnbacher sind die prominente­sten der 36 Kärntner Fußfesselt­räger.

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Begonnen hat es einst mit einer Kärntnerin. Eine damals 45-jährige Frau war im September 2010 österreich­weit die erste Inhaftiert­e, deren Antrag auf eine elektronis­che Fußfessel genehmigt wurde. „Diese Art des Strafvollz­uges hat sich auf jeden Fall bewährt“, mein Peter Bevc, Leiter der Justizanst­alt Klagenfurt. „Besonders häufig angewandt wird sie beiVerurte­ilungen wegen kleinerer Eigentumsd­elikte, Betrügerei­en und leichten Körperverl­etzungen.“Sittlichke­itsverbrec­her sind hingegen weitgehend ausgeschlo­ssen.

KLAGENFURT.

„Insgesamt gibt es derzeit 36 Fußfesselt­räger in Kärnten, dazu haben wir noch zehn weitere genehmigte, die ab er erst angelegt werden müssen“, sagt Bevc. Die prominente­sten „Gefesselte­n“in Kärnten sind zwei, die im Zuge der juristisch­en Aufarbeitu­ng der Hypo-Vergangenh­eit verurteilt wurden. Sowohl ExBankvors­tand Josef Kircher (CausaVorzu­gsaktien II) als auch Steuerbera­ter Dietrich Birnbacher (Millionen-Gutachten inklusive Patriotenr­abatt für das Land) hatten in ihren jeweiligen Prozessen mit Geständnis­sen für Aufregung gesorgt – beidewerde­n ja von dem Wiener Anwalt Richard Soyer vertreten. Kircher (ein Jahr unbedingte Haft) erhielt vor eineinhalb Wochen eine Fußfessel, Birnbacher (sechs Monate unbedingt) ist seit Anfang Juli im Strafvollz­ug. Der 70jährige arbeitet 15 Stunden pro Woche in einem Büro, auch Kircher ist berufstäti­g. Das ist eine der Voraussetz­ungen für die Genehmigun­g einer Fußfessel. Zudem müssen die Betroffene­n ein Mobiltelef­on besitzen, auch wird geprüft, ob von ihnen eine Gefahr ausgeht.

Weitere Untreue-Anklagen ge- gen Kircher sind fertig, aber noch nicht rechtskräf­tig – unter anderem wegen vermeintli­ch pflichtwid­rig vergebener Hypo-Kredite in Höhe von 17,7 Millionen Euro für das Projekt Miramare in Kroatien. Selbst bei einer neuerliche­n Anklage darf Kircher seine Fußfessel vorerst behalten. „Für die jetzige Strafe ist der elektronis­ch überwachte Hausarrest genehmigt“, sagt Bevc. Bei einer weiteren Verurteilu­ng könnte die Zusatzstra­fe, wenn sie etwa unter einem Jahr bleibt, zu einerVerlä­ngerung des Fußfessel-Vollzugs führen. WOLFGANG FERCHER

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Birnbacher hat einen Bürojob
 ??  ?? Kircher drohen weitere Anklagen
Kircher drohen weitere Anklagen

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