Europas Eishockey stecktseinRevierab
Heute fällt der Startschuss für die neue Champions Hockey League (CHL). Klubs und Ligen haben das Kommando. Teams erhalten Antritts- und Preisgeld.
DMARTIN QUENDLER, BRIANCON er Versuch, eine europaübergreifende EishockeyLiga zu beleben, glich in den letzten Jahren einem Versuch „Eldorado“zu finden. Eine Stadt aus Gold brauchte es für eine solche Finanzierung zwar nicht, aber eine gehörige Stange Geld. Und davon gibt es in den Eishockey-Ligen Europas bekanntlich nicht allzu viel. Vor über einem Jahr war die Euphorie, als das Gerücht von einem Neustart der Champions Hockey League (CHL) die Runde gemacht hat, daher wohl etwas verhalten.
Sofort wurde dem russischen Energielieferanten Gazprom angekreidet, für die große Geldspritze zu sorgen und in der neuen CHL seine Finger im Spiel zu haben. Doch das ganze Projekt ist auf komplett neue Beine gestellt worden. Auch weil vielen Eishockeyin Europa die Expansionspläne der von Gazprom finanzierten KHL (russische Liga) ein Dorn imAuge sind, schied dieser Investor aus. Im Gegensatz zu den Vorgängermodellen ist der gelegentlich als Oberbefehlshaber auftretende IIHF (Internationaler EishockeyVerband) ausgebremst worden. Die Mehrheit an der neuen Liga gehört den 26 Gründungsklubs (u. a. Red Bull Salzburg undVienna Capitals) sowie den sechs Gründungsligen (u. a. Erste Bank Eishockey Liga). Demnach hält die IIHF nur bei 12 Prozent, ist vorrangig für die administrative Abwicklung zuständig. „Die letzte Chance für so eine Liga“, stellt EBELGeschäftsführer Christian Feichtinger klar, der das Projekt federführend begleitet hat.
Mehr Transparenz
Komplett neue Wege sind auch hinsichtlich finanzieller Transparenz beschritten worden. „Etwa drei Millionen Euro an Budget steht derzeit zur Verfügung. Die Gründungsklubs haben sich mit einem knapp sechsstelligen Betrag eingekauft. Der Rest fließt über Vermarktung und TVRechte ein“, sagt Feichtinger über die CHL AG. Das soll sich auch auf die Klubkassen niederschlagen. „Jeder CHL-Klub erhält 28.000 Euro. Für den Sieger gibt es 150.000 Euro extra.“Damit sei der Betrieb vorerst auf drei Jahre gesichert.
Wie verwurzelt Österreich in Europas Eishockey-Elite wirklich ist, zeigt das heimische Knowhow, das in der CHL zum Einsatz kommt. Für die schlagkräftigen Themen wurde Referee-Boss Lyle Seitz eingesetzt, der die Abteilung „International Player Safety“leitet, Vergehen per Videos analysiert und mit Strafen belegt. Welchen Stellenwert heimisches Eishockey auf internationalem Parkett hat, ist aus den WM-Auftritten bekannt. Die CHL könnte nun als neuer Gradmesser für die Liga dienen. Milch und Honig werden deswegen aber nicht
fließen.