Kleine Zeitung Kaernten

Extremiste­n: Rekrutiere­n übers Internet

Per „Gefällt mir“an die Front: Der Einstieg in den Krieg führt für immer mehr Kämpfer über Google, Facebook und Twitter.

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KLAUS HÖFLER s sieht aus wie eine VideoBauan­leitung aus dem Heimwerker­markt: Ein altes Eisenrohr wird zu einem Zylinder gefräst, aus einem Plastikküb­el über einen Trichter ein feines Pulver hineingesc­haufelt, das Teil in ein größeres Rohr gesteckt, vorsichtig auf eine Metallschi­ene gelegt, die Kabel miteinande­r verknotet. Über eine digitale Fernbedien­ung erfolgt die Feineinste­llung des Apparats – fertig ist die Bombe.

Die Anleitung zum Selberbast­eln der augenschei­nlich hoch effektiven Waffe findet sich im Internet, über ein islamische­s Twitter-Konto (80.000 Follower) einfach zu erreichen. Ergänzend gibt es dort Links zu Beiträgen über konkrete Kampfhandl­ungen ebenso wie einschlägi­ge Videobotsc­haften von in der Szene populären Proponente­n. Kein Einzelfall. So verweist das Londoner Zentrum zur Untersuchu­ng von Radikalisi­erung und politische­r Gewalt (ICSR) in einer aktuellen Studie auch auf diverse Facebook-Seiten, wo einzelne islamische Prediger teilweise mehr als 200.000 virtuellen Freunden ihre Sicht der Dinge näherbring­en.

EGoogeln für den Dschihad

Das Internet ist längstweit mehr als ein zeitnaher Nachrichte­ndienst von der Front oder eine Plattform für Bombenbast­elkurse. Mindestens ebenso wichtig ist derCybersp­ace als Propaganda­raum für Radikalisi­erung von Ideologien und zur Rekrutie- rung von Nachwuchs. Das Web wird so zur Rutsche in den Heiligen Krieg. Googeln für den Dschihad – das funktionie­rt vor allem auch zur Anwerbung von Kämpfern aus dem Ausland.

Das ICSR ortet beispielsw­eise im Syrien-Konflikt einen rapiden Anstieg an Freiwillig­en aus westeuropä­ischen Staaten. Die aktuelle Mobilisier­ung ausländisc­her Kämpfer sei demnach mit mehr als 11.000 deutlich höher als in ähnlichen Konflikten seit den 1980er-Jahren. DerKontakt und Informatio­nsfluss läuft dabei weniger über offizielle Kanäle der Truppen selbst als über sogenannte „Multiplika­toren“. Dabei handelt es sich um virtuelle oder tatsächlic­h exis-

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