Obamas schöne Worte haben wenig verändert
Jetzt setzt auch er im Irak auf die Macht der Militärs.
Sein Können ist in gewisser Weise zugleich sein Vergehen. Wie kaum ein zweiter Staatsmann von Rang undNamenbesitzt BarackObama die Fähigkeit, das Richtige zu sagen. Doch tut er viel zu wenig dafür, nicht falsch verstanden zu werden.
Niemand kann anzweifeln, dass es richtig war, der islamischenWelt die Hand auszustrecken. Die Naivität aber, mit der wir alle geglaubt haben, die Ankündigung alleinwerde es richten, ist groß und Ursache für die kritische Haltung, die weite Teile der Öffentlichkeit in Amerika und der Welt heute gegenüber Obama einnehmen. Wir wollen nicht daran erinnert werden, dass wir einem Schönredner aufgesessen sind.
Der Vormarsch der Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS) in Syrien und im Irak ist nichtdem US-Präsidenten anzulasten. Anderslautende Behauptungen sind bösartig falsch. Obama hat in seinen fünfeinhalb Jahren im Weißen Haus zwar immer gesagt, dass er den Krieg der USA im Irak und in Afghanistan beenden
DAMIR FRAS werde. Doch hat er niemals behauptet, dass der Abzug der US-Truppen automatisch zu einer Befriedung dieser Regionen führen wird. Genau dieserPräsident hat betont, dass es seiner Ansicht nach einen gerechten Krieg gebe, der es wert sei, gekämpft zu werden.
Es lässt sich trefflich darüber streiten, ob die Reaktion der USA auf das Morden der ISTerroristen einen gerechten Krieg darstellt oder nicht. Nur darf niemand sagen, er habe nicht ahnen können, dass Obama im Zweifel auf das Militär setzen wird. Aber wir haben es anders verstehen wollen – und dazu hat Obama geschwiegen.
Ähnlich verhält es sich mit den Rassenunruhen in Missouri. Nun heißt es, Obama habe zu wenig getan, um die Diskriminierung von Schwarzen zu beenden. Es stimmt: Obama ist nicht der Präsident ebendieser. Er hat aber auch nie behauptet, das sein zuwollen. Erwollte der Präsident aller Amerikaner sein. Ferguson ist ein Beispiel für dieUnfähigkeit einer Gesellschaft, neue Wege für das Zusammenleben zwischen Schwarzen und Weißen zu finden. Es ist kein Beispiel für die Unfähigkeit eines Präsidenten, dem im föderalen US-System nicht viel mehr bleibt als der Appell an die Vernunft. Aber wir haben ObamasAufrufe ganz anders verstehen wollen – und dazu hat der erste afroamerikanische Präsident geschwiegen. enn Eloquenz alleine Probleme löste, gäbe es wohl keine Probleme auf dieser Welt. Das gilt für den Irak und Syrien wie für Ferguson. Es ist höchste Zeit, dass wir Abschied nehmen von der Vorstellung, der US-Präsident sei in der Lage, diesen Grundsatz zu verändern.
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