Ferguson undder Rassist inuns
Das Politik-Lexikon spricht von Rassismus, wennMenschen mit gemeinsamen Merkmalen – also aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion – negative Eigenschaften zugeschrieben werden. Das ist etwa dann der Fall, wenn Schwarze, Juden oder Sinti und Roma als Diebe bezeichnet werden. Im Extremfall wird jemand beschimpft, von Beruf bis Freizeit diskriminiert oder sogar umgebracht.
So geschehen nicht nur als Massenmord im Nationalsozialismus, sondern auch in Ferguson. Dort waren womöglich rassistische Vorurteile die Ursache, dass Polizistenschüsse das Leben eines 18-jährigen Afroamerikaners beendeten. In den USA, wo als soziale Ungleichheit Weiße fünf- bis sechsmal mehr Geld auf dem Pensionskonto haben wie Schwarze, ist der Rassismus keineswegs Geschichte. „Schwarz sein, das heißt schuldig sein!“erscheint als Grundgedanke des „Stop and Frisk“-Programms. Polizisten dürfen gezielt Minderheiten aus dem Straßenverkehr herausfangen und ohne konkreten Verdacht durchsuchen. Doch Rassismus trifft Schuldige und Unschuldige: Es gibt weiße und schwarze Mörder, doch Letztere werden mit 20mal höherer Wahrscheinlichkeit hingerichtet. SeitWiedereinführung der Todesstrafe 1977 starb keinWeißer, der einen Schwarzen umgebracht hatte, durch die Giftspritze. Nur bei anderen Täter-/Opfer-Kombinationen wird der Staat zum Killer. ichael Brown in Ferguson starb sowieso ohne Schuld, unbewaffnet und mit erhobenen Händen. Es ist trotzdem falsch, nur anhand von solchen Auswüchsen und auf ferne Teile der Welt beschränkt zu diskutieren. Übelste Formen des Rassismus sind Resultat einer gesellschaftlichen Entwicklung und von Vorurteilen im harmlosen Alltag. Hierzulande werden deutsche Touristen oder Fuß-
Mals arrogant, chinesische Restaurantbesitzer als falsch-freundlich und Südländer als weniger fleißig bezeichnet. ie am Textanfang zitierte Definition ist wichtig, weil sie zeigt, dass des Rassismus an sich unverdächtige Personen nicht immun dagegen sind. Es gibt Sätze, in denen Kritik grundlos mit einem Vorurteil verbunden wird: „Die Abrechnung ist getürkt worden. Das Ganze kommt mir spanisch vor. Schwarzfahren ist verboten.“
Wollen wir im Ärger über die hohenKosten eines „Ein echter Wiener geht nicht unter!“Handwerkers sagen, dass Türken Rechnungsbelege fälschen? Oder denken alle angesichts eines im Bus ohneTicket erwischten Blondschopfs, dass Schwarze ihre Fahrscheine nicht bezahlen? Sicher nicht. Warum aber ist im Sprachgebrauch eine gefallende Frau „eh recht hübsch für eine Asiatin“oder ein Balltreten mit der Fußspitze ein „Jud“?
Zeit im Bild 2-Moderator ArminWolf fragte kürzlich auf Twitter, was eine journalis-
Dtisch brauchbare Übersetzung für „race relations“wäre. Als Beispiel ging es um die New York Times-Schlagzeile „Obama calls for better race relations“. Die Eindeutschung als „Rassenbeziehungen“und Aufruf des US-Präsidenten dafür, das geht nicht.
Wolf erhielt als Alternativvorschlag: „Obama ruft auf zu besseren Beziehungen entlang von Klassifizierungen, die von Beginn an eingesetzt wurden, um Menschen abzuwerten, auszugrenzen und zu unterdrücken.“Das war sowohl ehrenwert als auch in Alltagssprache und Medienwelt unbrauchbar. Auch Lehrer dürften im Schulunterricht nichts damit anfangen. n der Politik wird leider wenig gegen ungewollt rassistische Formulierungen getan. Linksaktivisten laufen Gefahr, jede sprachliche Unbedarftheit mit dem Vorwurf scharf zu kontern, man wäre Rassist oder Faschist. Manchmal derart aggressiv, dass es als versteckte Gewaltdrohung empfindbar ist.
Rechte Recken neigen genauso dazu, sich jedweder Difballfans
I