Kleine Zeitung Kaernten

„Sogar die Gerechtigk­eit wird ökonomisie­rt“

Philosoph Gerhard Schwarz über Regelsyste­me und die Kultur des Messens.

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Die „Verbotskul­tur“ist in aller Munde. Engen uns Gesetze wirklich ein oder wird das nur falsch wahrgenomm­en?

Jede Kultur versucht durch Normen das Leben derMensche­n zu regeln. Wir brauchen Regelsyste­me, um uns an die Umwelt anzupassen. Mit schlechten Regelsyste­men sind wir nicht so erfolgreic­h. Das Wichtigste ist, dass man auf eine Situation reagieren und sie lösen kann.

Müssen wir uns nach der Wirtschaft­skrise mäßigen?

Die Mitte

GERHARD SCHWARZ:

SCHWARZ:

zwischen

(77) ist Philosoph, Universitä­tsdozent, Gruppendyn­amiker und Konfliktma­nager. Schwarz ist Autor mehrerer Bücher wie „Die Religion des Geldes“, „Konfliktma­nagement“oder „Führen mit Humor“. Bei den Sommergesp­rächen der Süd-Ost Treuhand sprach er gestern in Velden über das Thema Mäßigung.

Gerhard Schwarz

Überfluss und zuWenig muss jeder für sich selber finden. Wir Leben in einer Kultur des Messens. Allerdings wird heute nicht nur die Wirtschaft ökonomisie­rt, sondern auch die Kultur und Wissenscha­ft und sogar die Gerechtigk­eit. Da glaube ich, dass wir an eine Grenze stoßen: Nicht alles ist messbar.

Wozu führt uns dann diese Kultur desMessens?

Wir verlieren die Dinge, die nicht gemessen werden können. Augustinus sagte bereits, dassdie Liebe nichtmessb­ar ist. In meinem Buch „Religion des Geldes“zeige ich, dass Geld kein linearer Maßstab ist. Geld ist auch Kapital und Eigentum, diese Widersprüc­heverlange­neineAusba­lancierung. Allgemeine Maßstäbe benachteil­igen immer eine der Konfliktpa­rteien. Die Schere, die in Österreich ökonomisch auseinande­rgeht, ist ein Übel, das durch die Bearbeitun­g von Konflikten verringert werden kann.

DANIEL RITTMANNSP­ERGER

SCHWARZ:

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ORF/ KK Gerhard Schwarz, Philosoph

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