Allerbesten Mentoren“
Führungskräfte durch PCs ersetzen.
Das Pferd ist ja ein Fluchttier. Kann man auch daraus Erkenntnisse gewinnen? EGGER: Die meisten Führungskräfte machen entweder zuwenig oder zu viel Druck. Gerade mit dem Fluchttier Pferd kann man gut lernen, mit Feingefühl die richtige Balance zu finden.
Wasmacht die Praxisrelevanz bei Ihren Seminaren aus? Schließlich sitzen Sie nicht in einem Seminarraum und referieren, sondern arbeiten in der Reithalle mit echten Pferden. EGGER: Es gibt eine Vielzahl an Modellen, die rein theoretisch gelernt werden. Aber wie setzt man sie praktisch und in einem schwierigen Kontext um? Ich gebe den Leuten ein Pferd in die Hand, damit sie die Theorie gleich in die Praxis umsetzen können.
Ist der Schluss gültig, dass jemand, der ein 1000 Kilo schweres Pferd führen kann, auch in der Lage ist, 1000 Mitarbeiter zu führen?
EGGER: Wer mein Pferd Willi (Anm.: 1,95 Meter Schulterhöhe, eine Tonne Gewicht) führen will, muss eine klareVision haben. Kommunikation ist das Thema, beim PferdebensowieimUnternehmen. Auch der kleinsteMitarbeiter in der Poststelle muss wissen, was seine Firma vorhat und was er dazu beitragen kann. Mit dem Pferd kann man üben, seine Vision klar rüberzubringen. Dann ist es relativ egal, obmanzehnoder1000Mitarbeiter zu führen hat.
Sie waren viele Jahre in internationalen Konzernen als Leiter im Bereich Entwicklung tätig. Was hat Sie auf die Idee gebracht, dass Pferde für ihre Sache dienlich sein könnten? EGGER: Auch ich habe einiges an Seminaren und Schulungen gemacht. Dabei hat mir immer der Praxistransfer gefehlt. Gemeinsam mit meiner Frau bin ich auf das HorsePower-Konzept gestoßen, habe das ganze Programm selber gemacht und gemerkt, wie es mich als Führungskraft unterstützt hat.
Was sind die Herausforderungen für Unternehmen, die mit Pferdestärken verbessert bzw. gelöst werden können? EGGER: Momentan gestaltet sich der europäische wie auch der Weltmarkt schwierig. Heute braucht ein Unternehmen schon für die kommenden vier bis fünf Jahre eine Vision, um nicht mehr bloß zu reagieren. Ein Thema bei unseren Seminaren ist, Visionen zu erarbeiten. Ein anderes Thema ist jedoch auch, Mitarbeitern Vertrauen zu geben. Verantwortung an sie abzugeben ist ein wichtiger Motivationsfaktor. Im Gegenzug dazu ist es für Mitarbeiter auch wichtig zu spüren, welche Verantwortung ihnen von Führungskräften abgenommen wird. Die Mitarbeiterfluktuation in Unternehmen ist derzeit extrem kurz. Das halte ich nur für bedingt sinnvoll. Eine der großen Herausforderungen für Firmen ist es heute, das Unternehmen so interessant zu gestalten, dass Mitarbeiter hier nicht nur lernen und arbeiten, sondern ihre Ideen auch in den kommenden zehn Jahren umsetzen wollen.
Sind Sie beim Arbeiten mit Ihrem Pferden selbst schon einmal an Ihre Grenzen gestoßen? EGGER: Eines meiner persönlich einprägsamsten Erlebnisse war mitmeinemgroßenWilli bei einer Übung, wo es um Distanz und Nähe ging. Da ist er gute fünfMinuten auf engstem Raum um mich herum galoppiert. Erst als ich mir selbst eingestanden habe, dass ich nicht mehr weiß, was ich tun soll, ist er stehen geblieben, zu mir gekommen und hat so quasi gesagt, okay Junge, wir machen das jetzt gemeinsam. Pferde gehören für mich zu den größten Mentoren, weil sie mich jedes Mal aufs Neue auf die Probe stellen, ob sie mir als ihre Führungsperson in die Box folgen oder doch lieber abbiegen, umzu grasen. Jedes Mal!