Großer Bahnhof im „Salotto Vienna“
Bis Mitte September gibt es am Triester Hafen ein großes Gastspiel österreichischer Kultur.
ASAMSTAG, 23. AUGUST 2014, SEITE 85 ngefangen hatte alles vor drei Jahren mit einer abenteuerlichen Reise des Triester Bürgermeisters Roberto Cosolino zu seinem Wiener Amtskollegen Michael Häupl. Die Fahrt dauerte neun Stunden und 28 Minuten, erforderte drei Fahrkarten und zweimaliges Umsteigen in Udine und Villach (ÖBBBus, Zug). Hundert Jahre zuvor hätte Cosolino unter drei Direktverbindungen wählen können. Am Ende der denkwürdigen Reise standen sich zwei rote Bürgermeister gegenüber, die sich auch sonst sehr ähnlichwaren. Bei „gekochtem Rindfleisch, gerösteten Erdäpfeln und Salzburger Nockerln“, wie die italienische Presse protokollierte, vereinbarten die „due Teddybear“ein Zusammenrücken ihrer Metropolen im Geiste alter K.-u.-k-MonarchieVerbundenheit.
Die Auswirkungen des freundschaftlichen Tafelspitz-Gipfels sind derzeit in der ehemaligen Fischhalle von Triest zu bestaunen. Unter der Ägide desWiener MAK wurde dort ein „Salotto. eingerichtet, der mittels Ausstellungen, Diskussionen oder Performances die alten Bande neu zu knüpfen versucht. Cosolino mit Blick auf die aktuellen Weltkriegsfeiern: „Wir wollten ein positives Zeichen setzen, das in die Zukunft blickt und nicht nur an die Tragödien der Vergangenheit erinnert.“Unter den rund 500 Eröffnungsgästen konnte der Politiker auch etliche Kärntner begrüßen, darunter die Künstler Julius Deutschbauer und Manfred Bockelmann sowie MAK-Chef Christoph Thun-Hohenstein, der den 33-tägigen Salon als „willkommene Gelegenheit“bezeichnete, „das zeitgenössische kreativeWien aus neuer Perspektive zu beleuchten“.
An der von Jürgen Weishäupl kuratierten Veranstaltungsreihe sind bis Mitte September rund 100 heimische Institutionen und Künstler beteiligt. Das LeopoldMuseum schickte zum Beispiel einen „Schiele-Kubus“an die Adria, in welchem 30 Zeichnungen an Egon Schieles Faible für die Hafenstadt erinnern. In einem Brief an einen Freund schrieb der Künstler: „Wally ist eben nachWien gefahren und ich nach Triest. Ich sah Unglaubliches. [...] Du kannst in acht Tagen hier so viel machen, wie in einem Jahr inWien.“
Ein „Salon.Triest“wäre somit die logische Fortsetzung. EH Nähere Infos: www. salotto- vienna. net