Das Adria-Tief
Sonnen badende Urlauberheere bleiben heuer zu Ferragosto aus. Dafür bringt das miserable Wetter Premier Matteo Renzi zum Schwitzen.
Verlassene Strände. In oberitalienischen Badeorten herrscht Entsetzen: MiserablesWetter schlug zu viele Gäste in die Flucht. Tourismusexperten rechnen mit einem Rückgang von 70 Prozent. Selbst mit Sonderangeboten lassen sich keineUrlauber mehr locken.
So richtig heiß ist es in Italien derzeit nur auf Stromboli. Auf der Äolischen Insel hat sich ein Krater geöffnet, seither speit der Vulkan vor zahlreichen Schaulustigen sein Feuer in den Himmel. An den Adriastränden, wo es normalerweise von Urlaubern nur so wimmelt, sind die Temperaturen frostig für diese Jahreszeit. „Che strano“, schütteln die Italiener deprimiert die Köpfe. Ihre Lieblingsbeschäftigung, im August an den Stränden zu bräunen, fällt heuer buchstäblich ins Wasser. Am 15. August sah man an den Stränden von Sistiana keinen einzigen Badegast. In der Nacht zum Donnerstagwurden in Lignano nach Gewitter und Starkregen Campingplätze überschwemmt, die Touristen flüchteten scharenweise nach Hause. So oft wie heuer wurde die Kärntner Rezeptionistin Marlene, die in einem Hotel in Bibione arbeitet, noch nie nach den Wetteraussichten gefragt. „Die Prognosen sind schlechter, als das Wetter tatsächlich ist“, meint sie, „die Urlauber erwarten eben Sonne und Wärme.“Verfrüht abreisen würden vor allem Eltern mit Kleinkindern.
So kalt und regnerisch soll es seit 150 Jahren nicht mehr gewesen sein, versichert eineTriestinerin, die sich in ihreWolljacke kuschelt. Ein Kleidungsstück, das normalerweise im August tief im Kasten verschwindet. „Es ist der Klimawandel“, ist sie überzeugt.
Schon im Juni und Juli zeichnete sich dieWetterkatastrophe ab: Von 28 Tagen waren 21 verregnet. In Mailand registrierte man nur an vier Tagen über 30 Grad, während es im Vorjahr 21 waren. Die Hoffnung auf den August (Ferragosto), in dem es 46 Prozent der Italiener ans