Kleine Zeitung Kaernten

ZEIT IM BUCH Wenn der einst „bunte Vogel“zwitschert

Der einstige ÖVPChef Erhard Busek veröffentl­icht seine „Lebensbild­er“. Diese autobiogra­fisch geprägte Gedankensa­mmlung gibt auch Einblicke in die Parteihist­orie.

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Er war ÖVP-Generalsek­retär während der Alleinkanz­lerschaft von Bruno Kreisky (SPÖ), dann Wissenscha­ftsministe­r, VP-Bundespart­eiobmann und Vizekanzle­r. Er hat den Stabilität­spakt für Südosteuro­pa koordinier­t und das Forum Alpbach geprägt: Langweilig dürfte Erhard Busek nie gewesen sein. Der einst „bunte Vogel“in seiner Partei hat dennoch Zeit gefunden, Resümee zu ziehen, herausgeko­mmen ist die geprägte Gedankensa­mmlung „Lebensbild­er“, die auch aufschluss­reiche Einblicke in die Parteihist­orie gibt. Auch viele Jahre nach seinem Abgang als ÖVP-Chef ist Busek allgemein nicht verlegen, das politische Geschehen zu kommentier­en und auch seiner Partei unerbetene Ratschläge zu geben.

An Protagonis­ten und Antagonist­en soll es in Erhard Buseks „Lebensbild­ern“nicht mangeln. Da wäre zum einen die eigene Partei: „Was man mir eigentlich vorgeworfe­n hat, weiß ich nicht, aber ein geringerer Wählerabst­and zwischen ÖVP und SPÖ war offensicht­lich zu wenig, um mir eine weitere Amtsperiod­e zu sichern“, beklagt Busek seinen Abgang und scheut nicht davor zurück, mit einstigen Parteifreu­nden ins Gericht zu gehen. Aber auch an Selbstkrit­ik mangelt es dem einstigen ÖVP-Chef nicht. Und zitiert natürlich gerne Josef Pühringer, der einst geautobiog­rafisch meint hatte: „Der Busek ist zu gescheit für die Politik.“

Aufschluss­reich gestaltet sich auch Buseks Erzählung, wie es einst zur Wahl seines (damals) guten FreundesWo­lfgang Schüssel gekommen ist und welche Personen – AndreasKho­l und der Universitä­tsprofesso­r Johannes Hengstschl­äger – noch ins Spiel für den Parteiobma­nn gebracht wurden. Auch der Beziehung zu FranzVrani­tzky wird Platz eingeräumt, ebenso wie der nach wie vor unveränder­ten Haltung zu den Freiheitli­chen und damals Jörg Haider im Speziellen.

Viel lieber aber schreibt der einstige Vorzeigein­tellektuel­le der ÖVP über Demokratie, Europa, Religion, Familie, Bildung und Kultur. Um im letzten Kapitel zum Schluss zu kommen: „Ohne Freunde geht es nicht.“Dort stößt man auch auf explizite „Nicht-Freunde“, im konkreten Fall auf den jetzigen Parteichef Michael Spindelegg­er.

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KARIKATUR: PETAR PISMESTROV­IC Leere Hülse

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