KÄRNTNER DES TAGES „Unglück hat mich offener gemacht!“
Theo Kelz verlor vor 20 Jahren die Hände durch eine Bombe. Der Polizist in Ruhe wirft einen abgeklärten Blick zurück.
Vor genau vor 20 Jahren explodierte die Rohrbombe, die Franz Fuchs bei der zweisprachigen Rennerschule in Klagenfurt deponiert hatte, und zerfetzte Ihre Hände. Wie geht es Ihnen heute? THEO KELZ: Gut!
Äh, kommt da noch etwas? KELZ: Nein.
Wenn wir so weitermachen, wird das zum kürzesten Kelz-Interview aller Zeiten. KELZ ( lacht): Okay. Es geht relativ gut. Ich war zur Beobachtung im Krankenhaus, weil die Elektronik an meinem Motorrad defekt war und ich nicht bremsen konnte. Da fährst du 500.000 Kilometer um dieWelt und verunglückst in deinem Heimat Feldkirchen – mit Prellungen und Abschürfungen.
Können Sie sich noch an die Rohrbomben-Explosion erinnern? KELZ: An jedes Detail. Gegen zwei Uhr nachts kam der Hinweis auf einen verdächtigen Gegenstand. Das Rohr lag vor einem Schaltkasten. Zeugen gaben an, dass das Rohr zuerst hinter dem Kasten war, dann auf den Kasten gelegt worden war und von dort eineinhalb Meter auf den Betonboden gefallen war. Das sprach gegen eine unmittelbare Gefahr. Deshalb fuhren wir zur Röntgenanlage am Flughafen. Dort entfernte ich 5 Kilo schwarze Masse, die nicht wie Sprengstoff aussah, legte dasRohr aufs Band und sah mir das Röntgenbild an. Erst als ich es das Rohr aus einer anderen Position anschauenwollte, explodierte es, zerriss meine Hände.
Es gibt immer wieder Vorwürfe, Sie seien unvorsichtig gewesen und trügen sogar eine Mitschuld. KELZ: Die Kritiker haben keine Ahnung. Sprengstoff-Kollegen haben mit bestätigt: Ich habe viele Menschenleben gerettet, und wenn die Bombe komplett explodiert wäre, wäre das im Umkreis von 15 Metern tödlich gewesen.
Wie ist Ihr Verhältnis zu den zwei Kollegen, die dabei waren. KELZ: Wir sind normal, wenn auch nicht überschwänglich befreundet. Ich bin den Kollegen Hermann Knaller und Günther Petritsch sehr dankbar. Sie haben mir damals das Leben gerettet.
Attentäter Franz Fuchs, der sich später im Gefängnis umbrachte, hat sich bei der Flucht vor der Ponächstes auch seine Hände weggesprengt. War das befriedigend? KELZ: Nein, aber es ist gerecht: Gott ist überall. Ich denke täglich an Fuchs, aber Hass oder Rachegefühle hätten mir nur geschadet.
Die Story IhrerRehabilitation in Innsbruck nach derweltweit zweiten Doppelhand-Transplantation hat Schlagzeilen gemacht. KELZ: Die Operation und 5000 Therapiestunden haben zum bis heute weltbesten Ergebnis einer solchen Transplantation geführt. Ich lerne jetzt noch dazu.
Was zum Beispiel? KELZ: Seit Kurzem kann ich die feinen Rillen in den Schalen von Äpfeln fühlen.
Erstaunlich sind auch die Leistungen, die Sie in Ihrem Hobby, dem Motorradfahren, aufstellen. KELZ: Schon vor dem Unfall 1994 war ich in Peking. Nach dem Unfall fuhr ich 2003 nach Südamerika. Da brach ich mir bei der Flucht vor Rebellen die Hand. Jetzt ist klar: Transplantierte Hände wachsen auch zusammen. 2006 rundumdieWelt, heuer mit meinem Freund Franz Stelzl von Feldkirchen nach Kapstadt, Jahr Amerika, 2016 Asien. Das machen wir für „Helping Hands— Giving Life“gegen denWelthunger.
Wie schaffen Sie das zeitlich? KELZ: Ich begann die Fahrt heuer als Polizist und kehrte als Pensionist zurück. Beim Übergang waren wir gerade in der Türkei.
Wie gehen die Leute mit Ihren ungewöhnlichen Händen um? KELZ: In Afrika haben Eltern die Hände ihrer Kinder auf meine gelizei