Ein Gipfel ohne große Erwartungen
Treffen der Präsidenten Russlands und der Ukraine – aber ein Ende des Konflikts ist unwahrscheinlich. Ukraine will aufrüsten
ERNST HEINRICH
Vor genau 23 Jahren wurde die Ukraine nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ein souveräner Staat. Aber während die Staatsführung in Kiew diesen 24. August gestern mit großem Aufwand und nationalem Pathos zelebriert hat (1500 Soldaten aller Waffengattungen und 50 schwere Waffen zogen an Präsident Petro Poroschenko vorüber), feierten die prorussischen Separatisten in der Ostukraine einen Unabhängigkeitstag der ganz anderen Art: Sie trieben gefangen genommene ukrainische Soldaten gefesselt durch die Innenstadt von Donezk, die von den Zuschauern als „Faschisten“beschimpft wurden. Und während in Kiewmartialisch Kriegsgerät durch das mit zahllosen gelbblauen Staatsflaggen geschmückte Stadtzentrum rollte, lieferte sich die Armee im Osten weiter heftige Kämpfe mit den Separatisten. Wieder gab es auf beiden Seiten Tote – insgesamt schon rund 2000 seit Beginn der Kämpfe.
Jetzt hoffen viele auf ein Gespräch zwischen Präsident Poroschenko und dem russischen Staatsoberhaupt Wladimir Putin. Morgen soll es im weißrussischen Minsk stattfinden – im Beisein der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton.
26. 8.
Aber an einen raschen Waffenstillstand und eine baldige Befriedung der Ostukraine glaubt dabei wohl niemand. Auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, die erst am Samstag in Kiew war, dämpfte gestern die Erwartungen: „Das Treffen in Minsk wird sicherlich noch nicht den Durchbruch bringen.“Auf die Frage, ob sie mit einer russischen Invasion in der Ukraine rechne, antwortete Merkel: „Die Lage ist sehr fragil, das muss man sagen.“Sie wolle