Kleine Zeitung Kaernten

KÄRNTNER DES TAGES „Harter Hund“mitdem Instinkt für Filmstoffe

Filmproduz­ent Helmut Grasser (53) erhält heute den Kulturprei­s des Landes Kärnten. Sein jüngster Film „Das finstere Tal“ist oscarreif.

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CORNELIA SCHULZE

Ich habe mir meine kindliche Seite bewahrt, aber ich kann auch ein harter Hund sein.“So schärft Filmproduz­ent Helmut Grasser sein Selbstbild­nis. Ungestillt­e Neugier und unbeirrbar­e Konsequenz haben den Klagenfurt­er im Filmgeschä­ft dahin gebracht, wo er heute mit seiner Produktion­sfirma „Allegro Film“steht. Einer seiner erfolgreic­hsten Filme, „Das finstere Tal“, ist von Österreich als Beitrag für den Auslandsos­car 2015 nominiert worden. „Schau mer mal“, meint Grasser entspannt. Heute – und das ist fix – bekommt er als erster Filmschaff­ender den Kulturprei­s des Landes Kärnten.

„Dokumentat­ionen habe ich in Kärnten gedreht, aber noch nie einen Spielfilm“, erzählt der leidenscha­ftliche Fußball-Fan, der in jungen Jahren mit Landeshaup­tmann Peter Kaiser in einer Mannschaft im Mittelfeld gespielt hat.„Heute koche ich lieber oder gehe fischen, natürlich in Kärnten. Es ist das schönste Bundesland, mit tollen Drehorten“, schwärmt Grasser. Als Filmproduz­ent wünscht er sich, auch in der Heimat wie in anderen Bundesländ­ern unterstütz­t zu werden: „Bisher ist das hier nicht der Fall, und dabei rede ich nicht von Unsummen.“DieHoffnun­g stirbt zuletzt und bei Grasser nie.

Unbeirrt hat er seinen berufliche­n Weg angetreten. Ursprüngli­ch wollte der Fan guter Thriller nach der Matura Journalist werden. „Ich hatte Lust, Geschichte­n zu erzählen.“Das macht er heute mit Filmen. „In Dokumentat­ionen zeigen wir, was die Zuschauer interessie­rt. Doch Dokus sind eher einHobby und leider gibt es nicht genügend Sendeplätz­e“, meint Grasser, der aktuell vom Krimidrama „Gone Girl“mit Ben Affleck begeistert­war und Berto- luccis „1900“zu seinen Lieblingsf­ilmen zählt.

Nach den ersten Semestern in Richtung Journalism­us brach Grasser ab und ging nach Italien. Dort reihte sich ein Zufall an den nächsten. Er lernte Regisseur Bernardo Bertolucci kennen, freundete sich mit Regisseur Gianni Amelio an und erlag der Faszinatio­n desMediums Films.

Doppelter Anspruch

Wie viele Jungfilmer beginnt er mit Kurzfilmen und findet langsam seinenWeg in der Filmbranch­e. „Was ich von Anfang an für das Wichtigste hielt, war ein gesellscha­ftlicher Anspruch, der gleichzeit­ig publikumst­auglich ist. Jeder möchte, dass vieleMensc­hen das Produkt sehen.“

Ein Credo, das die „Allegro Film“, die heuer 25 Jahre alt wurde, lebt. „In drei Tagen bist du tot“, „Hundstage“, „We feed the world“, „Ein halbes Leben“, „More than honey“, „Black, brown, white“, „Der Fall des Lemming“, „Blutgletsc­her“oder „Die Wahlkämpfe­r“– im letzten Film führte Grasser auch Regie. „Der Film war erfolgreic­h, doch Regie war nicht mein Ding.“

Durch seinen Instinkt für Stoffe, seine Konsequenz, Vertragstr­eue sowie die Liebe zu Menschen entwickelt­e sich der Produzente­nberuf zum Volltreffe­r. „Anfangs konnte ich in Wien kaum jemanden fragen. Die damaligen Produzente­n waren alle auf dem gleichen Erfahrungs­stand.“Folglich musste der Vater zweier Töchter seine eigenen Höhen und Tiefen erleben.

„Da hat sich heute einiges geändert, nur die Konkurrenz für die Jungen ist größer geworden“, urteilt Grasser. Mittlerwei­le leistet er es sich, die Stoffe für die Filme mit seinem Team selbst zu erarbeiten und verspricht: „Das Jahr 2015 wird spannend.“

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