Kleine Zeitung Kaernten

„Unser Tal stirbt, aber wosollen wir hin?“

Verunsiche­rt sind die Menschen im Görtschitz­tal, verzweifel­t und wütend. Betrogen fühlen sich viele und bangen um ihre Gesundheit, manche auch um ihre Existenz. Ein Lokalaugen­schein in Klein St. Paul.

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ELISABETH PEUTZ

DichterNeb­el hängtamSam­stagnachmi­ttag über Klein St. Paul. Es regnet leicht. Die Straßen sind menschenle­er. Nur auf dem Parkplatz eines Lebensmitt­elmarktes mitten im Ort herrscht Hochbetrie­b. Und die Menschen dort haben alle ein Gesprächst­hema: HCB.

„Ich fühle mich betrogen“, sagt Friedrich Hofer: „Die Behörden haben das sicher schon länger gewusst – und die Chemiker von Wietersdor­fer und Peggauer (w&p) müssen es auch schon lang gewusst haben.“Fast 30 Jahre habe er selbst fürw&pgearbeite­t, erzählt er. „Ich habe immer sehr viel von der Firma gehalten. Aber jetzt bin ich enttäuscht.“

Nicht nur enttäuscht, sondern verzweifel­t wirkt Regina Leitner, die einkauft, was sie eigentlich selbst in zwei Tiefkühltr­uhen und im Keller hat: „Kiloweise Kalbs- und Rindfleisc­h und Gemüse.“Ihr Milchbetri­eb sei seit zwei Tagen gesperrt. „Unser Hof liegt noch dazu direkt über dem Auspuff von w&p“, sagt sie mit Tränen in den Augen: „Für drei Enkerl habe ich den ganzen Sommer über gekocht. Eins hatte immer einen Ausschlag und wir wussten nicht warum.“

Regina Leitner hat Angst um ihre Existenz: „Wir haben ausgebaut. Urlaub am Bauernhof bieten wir an. Wer soll da jetzt noch kommen? Die Leute haben schon vor dem Skandal gefragt, ob das wohl nicht gefährlich ist, was da aus dem Kamin kommt.“Von dem Gift habe sicher jemand gewusst, glaubt auch die Bäuerin, „die haben aber alles unter den Teppich gekehrt“. Ihre Nachbarin sei Biobäuerin, erzählt sie, „die war vor dem Richter, weil in ihrer Butter zu viel Wasser war. Kein Gift, Wasser. Deshalb ist sie jetzt vorbestraf­t.“

„Alle betrifft es, alle sind betroffen“, sagt ein Pensionist. Er verstehe nicht, „dass sie die Bevölkerun­g nicht informiert ha-

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ELISABETH PEUTZ ( 4) Hubert Vidmar hat 42 Jahre lang für w&p (rechts, im dichten Nebel) gearbeitet: „Sie wollten uns einfach dumm sterben lassen“, sagt der Pensionist
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