Kleine Zeitung Kaernten

SO DENKEN SIE DARÜBER Die sechs Phaseneine­s Skandals

Viele Leserinnen und Leser haben sich zum Umweltskan­dal im Görtschitz­tal zuWort gemeldet. Nicht zuletzt steht die Frage im Raum, wie es für alle Betroffene­n weitergehe­n soll.

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Phase 1: Nachdem 2012 der bedrückend­e Blaukalk der Donau-Chemie endlich und sogar gewinnbrin­gend beiWieters­dorfer verbrannt werden durfte, machte die Landespoli­tik dazu freundlich­e Nasenlöche­r, gab freie Fahrt, Motto „Alles schläft, einsamwach­t“(eh niemand, wird schon nix passieren).

Phase 2: Messungen der ReweGruppe in Lebensmitt­eln ergeben hohe HCB-Werte, Alarm, Schockstar­re!

Phase 3: Landesrat Benger löst sich als Erster aus dem Dornrösche­nschlaf, wird jedoch als Überbringe­r der schlechten­Nachricht geprügelt. Wo aber schlief Landesrat Holub?

Phase 4: verwirrend­e Informatio­n an die Bevölkerun­g:

a) Keine Lebensmitt­el aus dem Görtschitz­tal sind gefährlich, sogar Politiker trinken publikumsw­irksam Görtschitz­taler Milch!

b) Alle Lebensmitt­el aus dem Görtschitz­tal sind gefährlich, vorerst keine Produkte aus dem Görtschitz­tal konsumiere­n!

c) Die Verbrennun­g ist vorerst gestoppt, Wietersdor­fer muss jedoch vertragstr­eu bleiben.

Phase 5: Politische Aufarbeitu­ng, ein HCB-Untersuchu­ngsausschu­ss droht, kostet uns wieder was, Ergebnis klar: Die jeweils anderen sind schuld, keiner muss gehen, alle fallen hinauf.

Phase 6: Wir wurschteln wieder weiter. Edi Tusch, Klagenfurt konsumiert. Das ist aber im wahrsten Sinn desWortes bereits „gegessen“und kann nicht mehr rückgängig gemachtwer­den. Wir sollten versuchen – auchwenn es für manche sicherlich eine Überwindun­g ist, da für viele keinVertra­uen zum „Nachbar“und „Freund“mehr da ist –, gemeinsam in die Zukunft zu schauen.

Nicht nur Entschädig­ungen für Milch und Milchprodu­kte, Fleisch und Fleischpro­dukte sowie Futtermitt­el, auch die Entsorgung der kontaminie­rten Futtermitt­el sind ein großer Kostenfakt­or. Ein Schuldspru­ch bei so einem umfangreic­hen Verfahren kann Jahre dauern!

Werden alle Betriebe, wenn es keinen Auffang- oder Hilfsfonds gibt, die Kostenlawi­ne wirtschaft­lich überstehen? Wie soll die nächste Generation mit dem Imageschad­en umgehen? Wie kann man dasVertrau­en derKonsume­nten wieder gewinnen? Das sind die Fragen, die uns beschäftig­en sollten!

Nur, wenn wir alle gemeinsam für unser Recht und unsere Ausfälle handeln, werden wir eine reelle Chance haben.

Dietmar Kerschhack­l, Wieting

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