Entscheidung.
Im Machtkampf der VW-Spitzen berieten sich höchste Konzernaufseher gestern in Salzburg.
Um 16 Uhr begann die für Europas größten Autokonzern schicksalhafte Sitzung der VW-Granden. Das Präsidium des Aufsichtsrats kam in Salzburg zusammen, um über den in der Vorwoche entbrannten Machtkampf an der Konzernspitze zu beraten und über die Zukunft von VWVorstandschef Martin Winterkorn zu entscheiden und einen Ausweg aus der Führungskrise zu suchen. Das Treffen dauerte bis 19.30 Uhr – deutlich länger als ursprünglich geplant. EinVW-Sprecher teilte dann mit, eswerde vorerst keine Mitteilung zu dem Themamehr geben, das Ergebnis blieb gestern geheim.
„Ich bin auf Distanz zu Winterkorn“– mit diesem Satz entzog der mächtige Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch in der Vorwoche seinem früheren „Ziehsohn“öffentlich das Vertrauen. Winterkorn aber gab nicht auf, zumal ihm nach Piëchs Attacke von vielen Seiten der Rücken gestärkt wurde. Mit der Sacheh vertrautet P Personen berichteten, dass Winterkorn gestern selbst nach Österreich reiste. Medienberichten zufolge soll der seit 2007 den Konzern lenkende 67-jährige Stuttgarter eine Verlängerung seines bis 2016 laufenden Vertrages fordern – quasi als Wiedergutmachung für den Angriff von VWPatriarch Piëch. Wahrscheinlich ist das freilich nicht. Noch bis vor Kurzem galt Winterkorn als Fixkandidat für die Nachfolge Piëchs alsAufsichtsratsboss. sichtsr
Dem Aufsichtsratspräsidium gehört für die Eigentümerseite neben Piëch und seinem Cousin Wolfgang Porsche auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil an. Für die Arbeitnehmer sitzen Betriebsratschef Bernd Osterloh, sein Stellvertreter StephanWolf und der frühere IG-Metall-Chef Berthold Huber in dem Gremium, das die Sitzungen des
Aufsichtsrats vorbereitet. Dort war der überraschende Bruch Piëchs mitWinterkorn auf Ablehnung gestoßen.
Nun will zumindest Betriebsratschef Osterloh Piëch die Stirn bieten und den Manager verteidigen. Geht es nach den Arbeitnehmern, könnte Winterkorn über 2016 hinaus VW-Chef bleiben. Im Hintergrund glühten schon seit Tagen die Drähte aller Beteiligten; die hochkarätige Runde begann in Salzburg also nicht bei null. Wer den Machtkampf amEnde für sich entscheidet, hängt davon ab, wie Piëch seine Kritik an Winterkorn begründet und ob er mögliche Nachfolger für die Spitzen an Vorstand und Aufsichtsrat präsentiert. Winterkorn scheint zumindest angezählt. Das Präsidium könnte ihm also einen ehrenhaften Rücktritt nahelegen. Als möglicher Nachfolger wird neben anderen immer wieder PorscheChef Matthias Müller genannt.
Die Zeit drängt, am 5. Mai steigt in Hannover die Hauptversammlung.