Kleine Zeitung Kaernten

Damalige Bomben haben keine Sprengkraf­t mehr

Die 1970er-Jahre sind für Kärnten Vergangenh­eit.

- ANTONIA GÖSSINGER Sie erreichen die Autorin unter antonia. goessinger@kleinezeit­ung.at

Die Situation sei dramatisch­er gewesen, als man es sich vorstellen konnte, Kärnten in den 1970er-Jahren an der Schwelle zum Bürgerkrie­g gestanden. Angeheizt worden sei der Volksgrupp­enkonflikt vom früheren jugoslawis­chen Geheimdien­st UBDA, der Vertreter der Kärntner Slowenen instrument­alisierte. Das ist dieKurzfas­sung des 900 Seiten dicken Historiker­berichtes über die Bombenansc­hläge vor fast 40 Jahren in Südkärnten.

Mit Spannung und mit Sorge hat man das Ergebnis der fünf Jahre dauernden Forschungs­arbeit in den österreich­ischen und slowenisch­en Archiven erwartet. Würde es das Konsenskli­ma stören, die beruhigte Volksgrupp­enfrage erschütter­n und das Unterfutte­r für parteipoli­tische Aktionen liefern?

Drei Mal nein. Das damalige Geschehen ist in Beziehung zu den damaligen politische­n Verhältnis­sen zu sehen. Auch wenn der Bericht viele Ereignisse in einem neuen Licht erscheinen lässt und die Namen involviert­er Personen nennt, eignet er sich nicht als Sprengsatz. Das hätte vor einigen Jahren noch anders sein können. Wohlumsie für tagespolit­ische Diskussion­en zu benutzen, wollte manch politische Seite von den Historiker­n brisante Zwischener­gebnisse. Es zeichnet die Autoren Alfred Elste undWilhelm­Wadl aus, dass sie dem Drängen nicht nachgegebe­n haben. Aus dem Kontext gerissene Berichtsbr­uchstücke hätten die Ortstafell­ösung torpediere­n und Kärnten um Jahre zurückwerf­en können.

Die Versöhnung­sarbeit der früheren, alles andere als zimperlich­en Gegner, allen voran Heimatdien­st-Obmann Josef Feldner und Slowenen-Vertreter Marjan Sturm, hat mittlerwei­le eine Brandmauer gegen politische Brandstift­er aufgezogen. Wenn manche Menschen ihre wechselsei­tigen Ressentime­nts nicht überwinden können – wie die vereinzelt­en Unmutsbeku­ndungen bei der öffentlich­en Präsentati­on des Historiker­berichts zeigten – mag dies persönlich­e Betroffenh­eitsgründe haben. Breite bekommt die Feindbild-Pflege heute nicht mehr.

Titos Schatten, wie der Titel des Historiker­berichts lautet, überschatt­et das heutige Zusammenle­ben in Kärnten nicht mehr. Viel schwerer liegen die Schatten der jüngeren Vergangenh­eit über dem Land – der Korruption­ssumpf und das Hypo-Debakel, die Kärnten an den Abgrund geführt haben.

Es ist wichtig, dieVergang­enheit aufzuarbei­ten. Heute geht es aber um die Zukunft, ob Kärnten und seine jungenMens­chen überhaupt eine Zukunft haben. Die Beantwortu­ng dieser Frage erfordert die Konzentrat­ion aller positiven Kräfte.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria