Genial einfach, einfach genial
Bei seinem jüngsten Geistesblitz denkt Konstrukteur Gordon Murray nicht nur an Formel-1- oder Supersportwagenpiloten. Sondern an jedermann.
geboren am 18. Juni 1946 in Durban, Südafrika, studierte Maschinenbau am NatalTechnical College, entwickelte schon damals eigene Rennwagen und Motoren. Bis 1986 war er Konstrukteur beim Formel-1-Rennstall Brabham, dann bei McLaren. Von 1989 bis 1992 arbeitete er am McLaren F1. 2005 machte er sich mit seiner Firma Gordon Murray Design selbstständig.
Gordon Murray,
Dieses Dreigestirn war schon einmal genial: Konstrukteur Gordon Murray, Motoreningenieur Osamu Goto und die Kraftstoffspezialisten von Shell schickten 1988 mit dem McLaren MP4/4 das erfolgreichste Auto der letzten Saison der Turboära der Formel 1 ins Rennen. Die Piloten Ayrton Senna und Alain Prost holten bis auf einen alle Grands Prix – ein Rekord, der bis heute besteht.
Jetzt ist das Entwicklerteam wieder am Start, geht es aber wesentlich langsamer an. Im Lastenheft steht beim gemeinsamen Projekt diesmal nämlich nicht Topspeed, sondern die Sparsamkeit ganz oben. Denn statt in einen Supersportwagen wie den legendären McLaren F1 – 6,1Liter-V12, 627 PS, mehr als 370 km/ h Spitze, von 0 auf 100 in 3,4 Sekunden, und das alles ohne Re- gelsysteme – aus der Taufe zu heben, investiert Gordon Murray sein Hirnschmalz in einen Kleinstwagen. Das Konzeptauto ist als einfacher, praktischer, windschlüpfriger und leichter Cityflitzer gedacht, der mit einem Benzinmotor ausgestattet und auf größtmögliche Sparsamkeit getrimmt ist.
Der Winzling ist eine Weiterentwicklung eines Konzepts von Murray aus dem Jahr 2010 und nicht für eine Serienproduktion bestimmt. Aber er soll zum Nachdenken darüber anregen, wie ein zweckmäßiges, kleines Fahrzeug mit herkömmlicher Technik wie einem Benzinmotor überall auf der Welt mit einem vertretbaren ökologischen Reifenabdruck funktionieren kann. Zumindest, wenn ihn ein so geniales Team konstruiert.
KARIN RIESS