Schlechte Noten für die Zentralmatura
Sie bringe nicht mehr Fairness und sei fehleranfällig – die Kritik verstummt nicht.
Die Zentralmatura hat viele Kritiker auf den Plan gerufen. Einer von ihnen, Bildungsforscher Stefan Hopmann, sagt: „Hier ist ein punktueller Test entscheidend. Das kann kein Abbild der Leistungsfähigkeit ergeben.“Wer das Glück habe, zufällig im Unterricht den Stoff behandelt zu haben, der zur Prüfung komme, werde besser abschneiden. „Es gibt aber keine Standardlernprozesse mit gleichem Ausgang.“Das Argument besserer Vergleichbarkeit sei „wie Pudding an die Wand nageln“, meintHopmann.
Er gibt zu bedenken, dass in den meisten Ländern mit Zentralmatura „lokale Teile“, also jene, die in der Hand der Schulen bleiben, überwiegen. Mehr Fairness bringe die Zentralmatura nicht – „das würde voraussetzen, dass man immer und überall das Gleiche lernen kann. Das ist empirischer Quatsch“.
Ob die alte Matura besser war? „Es gibt kein zu hundert Prozent gerechtes System“, so Hopmann. Weniger zentrale Elemente wären aus seiner Sicht besser gewesen. „Sodass man im Zweifelsfall im Interesse der jungen Menschen korrigierend eingreifen kann.“
Zudem hätten Experten gewarnt: „So ein Systemist extrem fehleranfällig.“Pannen gebe es in anderen Ländern auch, aber: „Es ist vermessen, alles auf eine Karte zu setzen.“
Kritik an der neuen Reifeprüfung übt auch einer ihrer Väter: Werner Peschek hat die Zentralmatura in Mathematik mitentwickelt. Nach den schlechten Ergebnissen bei den Probeschularbeiten in Mathematik präsentierte er einen Notfallplan: Wenn über ein Viertel der Schüler einer Klasse bei der Zentralmatura negativ ist, solle die Lösungsquote von 50 Prozent für diese Klasse gesenkt werden. „Dann müssen sich aber die Lehrer zusammensetzen und diskutieren, wie es zu den schlechten Ergebnissen kommen konnte“, sagt der Mathematikprofessor an der Uni Klagenfurt. Für diese Idee musste Peschek selbst viel Kritik einstecken: „Ich wüsste aber nicht, dass das Ministerium eine Alternative hat.“
Peschek glaubt auch, dass die Lehrer die Benotung immer noch stark beeinflussen würden: „Da wird dann bei den Benotungspunkten getrickst oder bei der Aufsicht eingesagt. Trotz aller Mängel bleibt Peschek Befürworter der Zentralmatura. SONJA HASEWEND,
THOMAS MACHER