Slowake beutete Bettler aus
„Bettelpate“ließ Landsleute für sich betteln, nahm Tausende Euro ein. Festnahme in Klagenfurt wegen Menschenhandels.
Die triste Situation in slowakischen Armenvierteln hat sich ein 43-jähriger Slowake zunutze gemacht: Der Mann bot Landsleuten die Möglichkeit an, Geld zu verdienen und rekrutierte mindestens fünf Männer, um sie als Bettler in Innsbruck, Salzburg und zuletzt in Klagenfurt einzusetzen. Jeden Abend nahm er ihnen ihr erbetteltes Geld ab, als „Bettellohn“überließ er ihnen etwa zehn bis 15 Prozent.
Dienstagabend wurde der Slowake in einer gemeinsamen Aktion von Salzburger Polizei und Ermittlern der EGS Kärnten (Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität) in Klagenfurt festgenommen: Er saß in seinem Pkwund ließ sich von einem Bettler (28) die Tageseinnahmen abliefern. Bei der Festnahme hatte der 43-Jährige knapp 1000 Euro einkassiertes Bettlergeld bei sich.
Kurz zuvor hatte die Polizei bereits einen 25-jährigen Bettler einvernommen, der ebenfalls für den Slowaken arbeitete. So habe er, erzählte der 25-Jährige, in Innsbruck in sieben Wochen rund 3700 Euro erbettelt. Davon habe er sich 500 Euro behalten dürfen. Dies sei ein Vielfaches von dem, was er in der Slowakei als Arbeitslosengeld bekommen würde – er sehe sich daher überhaupt nicht als Opfer des 43-Jährigen, meinte der 25-Jährige. Der 28-jährige Bettler schwieg aus Angst um seine Frau, die mit vier Kindern in der Slowakei lebt.
Der 43-Jährige – auf seine Spur kam die Polizei im März nach Hinweisen aus der Bettlerszene in der Stadt Salzburg – wurdewegen Verdachts des Menschenhandels in die Justizanstalt Salzburg überstellt. Er zeigt sich geständig. Sein Verhalten rechtfertigte er mit der sozialen Situation in seiner Heimat. Der 43-Jährige erklärte, er habe vor Jahren selbst gebettelt und erkannt, dass man damit „sehr viel Geld mit relativ wenig Aufwand“verdienen könne. REGINA ROTHAUER