Tourismuslehrlinge
Weil sie länger in die Schule gehen wollen, haben 150 Kärntner Berufsschüler eine Bürgerinitiative gegründet. Nächste Woche wird gestreikt.
EVA GABRIEL
Wenn es gut läuft, arbeitet man dort, wo andere Urlaub machen, kann sich seinen Arbeitsplatz auf der ganzen Welt aussuchen. Wenn es schlecht läuft, wird man im Dienst ausgenützt, hat familienfeindliche Arbeitszeiten.
Die Schüler der Berufsschule Warmbad Villach sehen sich für das herausfordernde Arbeitsumfeld in Hotel und Gastronomie nicht mehr ausreichend ausgebildet. Ihre mannigfaltigen Kritikpunkte sind Inhalt einer Bürgerinitiative, die sie auf Anstoß des Koch- und Kellner-Gesellen Kevin Granegger aus Maria Saal gegründet haben.
Tausende Unterschriften haben die 150 Tourismus-Schüler schon im Parlament abgegeben. Weil sie nicht genügend gehört werden, entschlossen sie sich jetzt zu einem „Streik“, den sie laut Schülervertreter Martin Deixelberger am kommenden Freitag abhalten werden.
Unter anderem wollen die Kärntner Schüler länger (!) die Schulbank drücken. Ihre Berufsschulzeit soll von acht auf zwölf Wochen ausgedehnt werden. „Und wir fordern auch die Ausgliederung der Lehrlingsstelle aus der Wirtschaftskammer. Wir fühlen uns von ihr nicht gut vertreten“, sagt Deixelberger.
„Alle geforderten Dinge sind längst erfüllt“, kontert Benno Tosoni, Leiter der Lehrlingsstelle in der Wirtschaftskammer. Den Vorwurf, nicht objektiv zu sein, weist er zurück. „Die Qualitäts- überprüfung der Ausbildungsbetriebe ist eine Hauptaufgabe von uns. Darüber wacht sogar noch ein eigener Qualitätsausschuss.“
Außerdem: „Die duale Ausbildung schlecht zu machen, ist ein fatales Zeichen“, meint Tosoni. „Viele Länder beneiden uns darum.“Stefan Sternad, Sprecher der Kärntner Gastronomen, räumt ein: „Wir können besser werden, es gibt viel zu tun. Aber hier wird auf hohem Niveau gejammert – das ist der falscheWeg. Die Gastronomie ist ein toller Beruf – mit Vor- und Nachteilen.“