ÖBBinvestieren Millionen in WLAN-Aufrüstung
Die Bahn muss sich digital „neu erfinden“, um gegen Carsharing und Fernbusse nicht ins Hintertreffen zu geraten.
Die ÖBB wird in den nächsten Jahren der nächsten Modernisierungskur unterzogen, um fitter für das digitale Zeitalter zu werden. Was das kosten wird, ist noch offen.
Das 2014 erzielte Konzernergebnis von 171 Millionen Euro - um 68 Prozent besser als 2013 - ist dem ÖBB-Chef Christian Kern jedenfalls nicht genug, um die Aufgaben zu stemmen. Die für 2015 angepeilten 200 Millionen Euro Konzernergebnis seien bis 2020 „sakrosankt“. „Wir werden sonst unsere Schulden nicht zurückzahlen können. Spätestens, wenn die Zinsen wieder steigen.“Insofern seien die seit 2010 erreichten Sanierungserfolge zwar erfreulich, aber kein Ruhekissen.
WIEN.
Neuer Mobilitätsanbieter
Kern erwartet bis 2020 einen massiven Umbruch im Mobilitätsverhalten der Menschen etwa durch Carsharing oder Fernbusse. Auch die ersten selbstfahrenden Autos sind nach seiner Einschätzung dann schon auf Europas Straßen unterwegs. Dass die Europäische Union gleichzeitig den Schienenverkehr viel stärker für Wettbewerb öffnet, kommt dazu. Zudem dürfte auch die Bahn bei Budgetkürzungen der öffentlichen Hand nicht ganz ungeschoren davonkommen.
Der Ansatz der Bahn, nicht unter die Räder zu geraten, ist ein gänzlich neuer: „Wir wollen ein integrierterMobilitätsanbieter werden, der Reisen von Tür zu Tür verkauft“, so Kern. Man werde alle anderen Verkehrsträger vom Auto bis zum Fahrrad einbeziehen.
Bis dahin wird die österreichische Bahn aber noch eine ordentlicheWegstrecke zurückzulegen haben. Angefangen bei besserer WLAN-Verfügbarkeit an Bahnhöfen und in den Zügen bis zu einer massiven Erhöhung der Onlinebuchungen, die mit zehn Prozent weit hinter jenen in Deutschland oder Frankreich mit 34 Prozent nachhinken.
Allein die WLAN-Aufrüstung kostet hundert Millionen Euro. „Es ist leichter, ein Space Shuttle mit WLAN auszurüsten als fahrende Züge“, sagt Kern. „Da haben wir unsere Lektion gelernt.“Bis Jahresende verspricht er Verbesserung. Derzeit ist die Bahn in intensiven Verhandlungen, um in Kooperation mit den Telekomanbietern Geld aufzustellen, um die Wegstrecken besser mit Sendern zu versorgen. Das soll offenbar vor allem aus der Breitbandmilliarde kommen. Bei WLAN am Bahnhof stehen Graz, Klagenfurt, Villach und Bruck an der Mur auf der Liste jener 27 Bahnhöfe, die bis Mitte 2016 ausgerüstet werden sollen.
Die Schulden der Bahn werden bis 2020 bedingt durch Infrastrukturprojekte und massive Investitionen in neue Railjets und Cityjets um rund zehn Milliarden auf mehr als 30 Milliarden Euro steigen. Von Sparen etwa an der Infrastruktur hält Kern aber wenig, auch weil die Bauprojekte wichtige Wachstumsbeiträge für dieKonjunktur seien. CLAUDIA HAASE