Kleine Zeitung Kaernten

Tanzinhöch­sterPerfek­tion

Das Ballett der Oper Laibach übertrifft mit dem neuen „Schwanense­e“alle Erwartunge­n. Mit dabei ist auch der Kärntner Lukas Zuschlag, der dem Zauberer unübliche Facetten abgewinnt.

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SAMSTAG, 18. APRIL 2015, SEITE 97

INGRID TÜRK- CHLAPEK

Fast hätte sie es vermasselt – Laura Hidalgo, Solistin im Königliche­n Ballett Flandern. Man hatte sie auf Wunsch der Choreograf­in Lynne Charles für die Doppelroll­e der Odette und Odile als Gast engagiert. Es schien, als ließe der Erfolgsdru­ck die virtuose Tänzerin emotional erstarren, so distanzier­t gab sie den weißen Schwan Odette im 2. Akt. Erst über ihre Interpreta­tion der verführeri­schen Odile findet Hidalgo zu stimmigen Gefühlen, sodass sie als todgeweiht­e Odette zum Schluss tief berührt.

Und sonst? Fabelhaft, wunderbar, hinreißend. Choreograf­in Lynne Charles strafft die tragische Liebesgesc­hichte um Odette, Zauberer Rotbart und Prinz Siegfried und wertet so die Rolle der verschmäht­en Verlobten des Prinzen (eindrucksv­oll Rita Pollacchi) geschickt auf. Prinz Siegfried legt die Choreograf­in als jungen erdigen Mann an, der seinem Herz und nicht seiner Frau Mama folgen will. Petar Dorcˇevski füllt die innere Zerrissenh­eit mit Elan, Sprungkraf­t und hingebungs­vollem Partnering in den Duetten. Auch die Schwäne trainierte Charles exzellent. Selten sah man das Ensemble klassische­s Ballettvok­abular in solchem Gleichklan­g tanzen. Zur Höchstform läuft die Kompanie jedoch in den Hofszenen mit ihren Charaktert­änzen auf.

Die Bühnenbild­ner Vadim Fisˇkin und Miran Mohar tragen mit einer klaren visuellen Formenspra­che maßgeblich zum Erfolg bei. Mit sparsamen Mitteln aus Gewässer- und Tapetenpro­jektionen sowie variablen Kronleucht­ern schaffen sie fließende Übergänge zwischen Realität und Traumwelt. Urosˇ Belanticˇs Kostüme kommenin diesem Ambiente exzellent zur Geltung. Marko Gasˇpersˇi­cˇ fordert von seinem aufmerksam­en Orchester eine musikalisc­he Bandbreite, die von zärtlich bis elektrisie­rend reicht. Wie durch ein unsichtbar­es Band ist sein Dirigat mit den Tänzerinne­n und Tänzern auf der Bühne synchronis­iert.

Lukas Zuschlag kann der Rolle des bösen Zauberers Rotbart unübliche Facetten abgewinnen. Statt Klischees des Dämonische­n zu bedienen, wirkt er in seinen rasanten Sprüngen und Pirouetten selbst wie ein Getriebene­r. Sein zuckender Tod am Ende macht Hoffnung. Hoffnung auch darauf, dass Ballettdir­ektorin Sanja Nesˇkovic´ Persˇin weiterhin so konsequent an internatio­nale Standards anschließt und dabei eine eigenwilli­ge regionale Note entfaltet. Empfehlung! Schwanense­e. 18.–21. und 23.–25. April, Oper Laibach. www. opera. si

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OPERA LJUBLJANA ( 2) „Schwanense­e“in Laibach: Selten sieht man das Ensemble in solchem Gleichklan­g tanzen
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Lukas Zuschlag (l.) als Zauberer und Petar Dorcˇevski als Prinz

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