Der englische Patient
Nach seinem überraschendenWahltriumph muss David Cameron rasch handeln. Die Einheit des Vereinigten Königreichs und die EU-Mitgliedschaft stehen auf dem Spiel.
Tories unter sich. Gestern früh im Hauptquartier der Konservativen in London steht Premier David Cameron im Hemd und übernächtig unter seinen engsten Mitarbeitern. Er dankt ihnen, erinnert sie an frühere Siege und sagt dann jubelnd: „Aber dies ist der süßeste aller Siege.“Ein Mitarbeiter hat den intimen Moment mit dem Handy aufgenommen.
Nun geht es Schlag auf Schlag. Niemand, nicht einmal die Queen, rechnete damit, dass am Morgen nach der Wahl schon die Regierung stehen würde. Sie war noch in Schloss Windsor. Ein paar Stunden später, kurz vor 12 Uhr, wird am Buckingham-Palast die königliche Fahne hochgezogen. Die Audienz mit dem alten und neuen ersten Diener Ihrer Majestät und aller Briten kann beginnen. Kurz vor dem Lunch fuhr Camerons Fahrzeugkolonne vor.
Er hat recht behalten. Die Umfragen waren alle falsch. Cameron, der zu gelassene, visionsarme Opportunist, wie er kritisiert wurde, hat allen Unkenrufen zum Trotz gezeigt, dass er Wahlen gewinnen kann und die Briten besser verstanden hat als die anderen. Zum ersten Mal seit 1992 hat ein konservativer Parteichef eine Unterhauswahl klar gewonnen.
Altgediente Politiker haben ihre Parlamentssitze verloren, fast alle von Camerons Parteichefkollegen hatten am Freitagmittag schon die Jobs an denNagel gehängt: Der Liberale Nick Clegg, Camerons Koalitionspartner, dessen Partei von den Tories aufgerieben wurde; Labour-Chef Ed Miliband, klar gescheitert mit seiner Strategie, sich auf die alten Traditionswähler zu verlassen und die Partei weit links anzusiedeln; Nigel Farage, dessen Ukip-Partei fast