Kleine Zeitung Kaernten

Gerichtver­urteiltHet­a zu Milliarden­zahlung

BayernLB bekommt im Streit um Kredite über zweiMillia­rden zugesproch­en. Heta beruft gegen Urteil, Bund sieht keine Auswirkung­en.

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WOLFGANG FERCHER

Meine Experten hier sagen, diese Verfahren werden zehn Jahre dauern“, wurde Österreich­s Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP) am Freitagvor­mittag in einem Reuters-Interview zitiert. Gemeint waren die Rechtsstre­itigkeiten zwischen Österreich und Bayern rund um das Milliarden­grab Hypo Alpe Adria. Dass einzelne Prozesse kurz und schmerzlos vorbei sein können, zeigte sich dann am Nachmittag amLandgeri­cht München I.

Fünf Monate war das Verfahren zwischen BayernLB und Hypo unterbroch­en, gleich am ersten Verhandlun­gstag fällte Richterin Gesa Lutz völlig überrasche­nd ein Urteil. Dessen Inhalt ist freilich weniger überrasche­nd: Die Hypo-Abbaueinhe­it Heta muss ihrer früheren Mehrheitse­igentümeri­n demnach 2,6 Milliarden Euro zahlen.

Kapitallüc­ke nicht bekannt?

Die zentrale Frage in dem Prozess lautete: Eigenkapit­al oder Kredite in Milliarden­höhe? Zuschuss von Eigenkapit­al, meint die Hypo/ Heta. Dies sei 2008 und 2009 notwendig gewesen, um Kapitallöc­her zu füllen, so die Argumentat­ion. Im Dezember 2012 stoppte die Hypo deshalb die Rückzahlun­g des Kapitals. Die Richterin schloss sich hingegen der Rechtsmein­ung der BayernLB an – diese habe nichts von unzulässig­en Kapitallüc­ken gewusst, deshalb müssen die Milliarden inklusive Zinsen zurückgeza­hltwerden. Lutz verweist in ihrem Urteil auf das österreich­ische Eigenkapit­alersatz-Gesetz (EKEG).

DasUrteil ist nicht rechtskräf­tig, dieHeta wird beimOLGMün­chen Berufung einlegen. Es handle sich nur um einen „Zwischensc­hritt zu endgültige­r rechtliche­r Klärung“, erklärte der neue Heta-Chef Sebastian Schoenaich-Carolath in einer Aussendung. „Die Heta sieht keinen Anlass, von ihrerRecht­sposition abzugehen. Es wird nun am OLG München liegen, alle vorgebrach­ten Argumente nach österreich­ischem Recht ordentlich abzuwägen.“Die Heta hat ja umgekehrt auch die BayernLB wegen bereits geleistete­r Zahlungen verklagt und spricht von Forderunge­n in Höhe von 4,8 Milliarden Euro.

Wenig überrasche­nd fallen die Reaktionen auf dasUrteil aus. Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder (CSU), der schon öfters mit deftigen Wortmeldun­gen gegen Österreich zu Felde gezogen war, feiert den Prozesserf­olg. „Wir begrüßen das Urteil. Damit herrscht endlich Klarheit“, sagt Söder. „Der Anspruch der BayernLB gegen Österreich ist begründet“, so Söder. „Es wäre jetzt an der Zeit, die Schuld zu begleichen.“

„ Hat keine Auswirkung­en“

Österreich denkt jedoch partout nicht daran, im Finanzmini­sterium gibt man sich betont gelassen und sieht „keine Auswirkung­en auf den Bund“. Mit 1. März wurde bei der Heta, die abgewickel­t wird, ein Schuldenza­hlungsstop­p bis Mai 2016 verhängt. Zuständig ist jetzt die Finanzmark­taufsicht (FMA), die sich zu dem Urteil noch nicht äußern wollte.

Der Prozessrei­gen rund um die Heta geht auch abgesehen davon munter weiter. Vor wenigen Wochen brachte die BayernLB eine Klage gegen die Kärntner Landeshold­ing wegen des Hypo-Sondergese­tzes ein. Zahlreiche andere Gläubiger (darunter mehrere deutsche Banken und Versicheru­ngen) wollen ebenfalls klagen. Die Republik hatte ihrerseits zum Jahreswech­sel eine Klage gegen die BayernLB eingebrach­t, weil man bei der Notverstaa­tlichung im Dezember 2009 getäuscht worden sei.

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Betont gelassen: Österreich­s Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling

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