Wohlstand gehört uns nicht allein!
AbertausendeFlüchtlingesind beidemVersuchgestorben, übers Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Die Zahl der Menschen aus Afrika und Asien, die fliehen müssen oder wollen, geht in die Hunderttausende, und vieles deutet darauf hin, dass es noch mehr werden. Die Ursachen dafür sind zerfallende Staaten, Krieg, Hunger und Korruption auf der einen Seite, KlimawandelundfehlendeStrategien gegen die Bevölkerungsexplosion auf der anderen.
Politisch gesehen gibt es keine einfachen Patentrezepte. DerRuf nach einem „harten“Regime ist rückwärtsgewandt. DamitwürdeEuropagenaudasmitFüßentreten, wofür es in derWelt steht – Humanität, Freiheit und Solidarität. Neue Grenzen, Mauern und Stacheldrahtzäune, die Zerstörung von Fischerbooten in den nordafrikanischen Häfen oder die Abwehr von Kuttern mitWaffengewalt auf offener See werden den natürlichen Drang der Flüchtlinge nach einem Leben in Freiheit und Sicherheit nicht eindämmen.
Angst vor zunehmender Überfremdung und schleichender Islamisierung ist kein guter Ratgeber. Die Grenzen der EUsind auch die Grenzen der Erde – wir müssen erkennen, dass derWohlstand nicht uns allein gehört. Er ist uns lediglich geliehen, und da wir das Glück haben, in Europa zu leben, müssen wir die Verantwortung übernehmen, dass dieser Reichtum gerechter verteilt wird. Das betrifft nicht nur die Politik, dazu müssen wir alle bereit sein. ie europäische Integration wird von einer überwiegenden Mehrheit als Fortschritt und ambitioniertes Friedensprojekt gewürdigt. Der permanente Dialog, die Schaffung intensiver Abhängigkeitsverhältnisse zwischen den Nationen seit 1945 hat dazu geführt, dass wir Kriege und gewaltsameAuseinandersetzungen nur noch von Ländern außerhalb der EU kennen. „Handel schafft Wandel“, haben schon unsere Großväter gesagt.
Was wir jetzt tun müssen, ist diese Kultur des Dialogs weiter zu tragen, weit über die europäischen Grenzen hinaus. Die Begegnung, das Gespräch und das miteinander Arbeiten erzeugen Solidarität, Integration und Gemeinsamkeit. Das Gespräch schafft Nähe, und Nähe schafft Beziehung. Gute Beziehungen schaffen Frieden und der wiederum führt zu Handel, Wohlstand undReichtum. Dazu braucht es aber eine Grundvoraussetzung: Toleranz und Respekt für den anderen, den Fremden und den Abbau von Vorurteilen.
„Wieweit gehtToleranz? Und wieweit geht Europa?“Das ist das zentrale Thema der ersten „Europäischen Toleranzgespräche“, die am 22. bis 23. Mai im Kärntner Bergdorf Fresach stattfinden. Nurwer sich denHerausforderungen stellt, wird der Zukunft positive Aspekte abringen können. Wilfried Seywald ist Kommunikationsberater und Mit- Initiator der „ Europäischen Toleranzgespräche“am 22. und 23. Mai in Fresach
D