Es fielen Tore, bis ganz Prag bebte
Tapfere Österreicher verloren bei der Eishockey-WM gegen Tschechien klar. Heute folgt Schicksalsspiel gegen Lettland.
MARTIN QUENDLER, PRAG
Die Vibrationen der Tribüne nahmen schon bedrohliche Ausmaße an. Mehr als 17.000 hüpften bei der Eishockey-WM in Prag zu tschechischen Trommel-Klängen, die von lautem Klatschen und Fan-Gesang begleitet wurden. Am Tag der Befreiung, einer der signifikantesten Feiertage des Landes, donnerte Ondrej Nemec nach gut 30 trefferlosen Spielminuten den Puck ins Österreicher-Tor. Doch zuvor erwiesen sich die Österreicher lange als Spielverderber.
Es gilt im Nachhinein obsolet zu diskutieren, ob alles ganz anders gekommen wäre, wenn Teamchef Daniel Ratushny Spieler wie Manuel Geier und Florian Iberer nicht geschont hätte. Oder wenn gar Brian Lebler im ersten Drittel die Scheibe versenkt hätte. Oder, und vor allem, wenn die Referees nicht erneut etliche Entscheidungen zugunsten des Favoriten getroffen hätten. Ohne Diskussion, Team Rot-Weiß-Rot zeigte in den ersten 30 Minuten eine beherzte Leistung gegen den zwölffachen Weltmeister (sechs davon als Tschechoslowakei). Keeper Bernhard Starkbaum wuchs mit sensationellen Paraden über sich hinaus. Somit sahen sich die Tschechen im ersten Abschnitt mit Problemen kon- frontiert. Das kompakte Defensiv-Spiel der Österreicher funktionierte. So gelang es, die Hausherren vomTor fernzuhalten. Sogar ein 5:01 Minuten langes Unterzahlspiel (davon 25 Sekunden mit zwei Mann weniger) überstand Team Austria schadlos.
Schonung nach Traumtoren
Langsam wurde das heimische Publikum ungeduldig. Und wie auf Kommando erhöhten die Hausherren den Druck, schnürten die Österreicher ein und wurden belohnt. Der erste Treffer durch Nemec ließ den Knoten schließlich platzen. Das entlud sich auf sehenswerte Tore durch Katovic und Sobotka. Im dritten Abschnitt entschied sich Ratushnywohlweislich, seineNummer eins zu schonen. Doch Rene Swette musste bereits nach sieben Sekunden den Puck nach Voracek-Solo aus dem Tor fischen. Nach der Partie lobte der tschechische Kapitän seinen Philadelphia-Teamkollegen Michael Raffl und die Österreicher: „Michael ist schwierig auf dem Eis zu kontrollieren. Wir waren nicht von ihrer Spielweise überrascht.“
Die Hausherren schraubten zurück. Doch der tschechischen Party tat das keinen Abbruch. Durch den Sieg der Deutschen gegen Lettland muss Österreich gegen die Balten heute gewinnen, um dem Abstieg zu entrinnen.