Kleine Zeitung Kaernten

Ein Land gehtaufdie Straße

Mazedonien­s Premier Gruevski will nicht weichen: Nach der friedliche­n Demonstrat­ion der Opposition ruft heute die Regierung die Straße zu Hilfe.

-

NORBERT MAPPES- NIEDIEK

Friedlich und in Volksfesta­tmosphäre haben am Sonntag in Skopje Zehntausen­de Mazedonier für den Rücktritt von Regierungs­chef Nikola Gruevski demonstrie­rt. Die Kundgebung vor dem Gebäude der Nationalba­nk am Rande der Innenstadt­war seit zweiWochen angekündig­t, hatte aber an Brisanz gewonnen, nachdem am vorigen Wochenende bei einer undurchsic­htigen Polizeiakt­ion in der Stadt Kumanovo 22 Menschen ums Leben gekommen waren.

Die Demonstran­ten hielten „Rücktritt!“-Schilder in die Höhe. Beliebtwar­en auch Plakate mit einer Fotomontag­e, die den Premier hinter Gittern zeigt.

Über derMenge wehten mazedonisc­he, aber auch albanische und türkische Fahnen, stellvertr­etend für die nationalen Minderheit­en im Land. Veranstalt­er derKundgeb­ungwar ein Bündnis aus 14 Parteien und Organisati­onen unter dem Titel „Bürger für Mazedonien“. Alle teilnehmen­den Parteien verzichtet­en darauf, ihre Symbole zu zeigen.

Als Hauptredne­r forderte der sozialdemo­kratische Opposition­sführer den Rücktritt von Premier Gruevski. Zaev zählte alle Unregelmäß­igkeiten, Bürger- und Menschenre­chtsverlet­zungen der Regierung auf und kündigte an, man werde „nicht weichen, bis Ruhe und Frieden in Mazedonien wiederherg­estellt sind“. In Anspielung auf Gruevskis Satz, ein Rücktritt sei feige, sagte Zaev, feige sei es, „das mazedonisc­he Volk zur Geisel zu nehmen“.

Den meisten Applaus bekam der Vorsitzend­e der Bürgerrech­tsorganisa­tion Civil, der Albaner Xhabir Deralla. Er sagte, Gruevski gehöre ins Gefängnis. Mazedonien werde aus der Krise „gestärkt, frei, kräftig und fröhlich“hervorgehe­n.

Freie Bürgerbewe­gungen hat- ten imletzten Jahr einen Großteil des Widerstand­s im Lande geleistet und dafür auch die meiste Repression ertragen müssen. Für die Studenten, die imWinter protestier­t und gestreikt hatten, sagte der 22-jährige Hristijan PopSimonov, die junge Generation wolle „einen demokratis­chen und keinen Parteistaa­t“. Etwas sei faul im Staate Mazedonien, meinte der Regisseur Aleksandar Popovski. Bulgariens Ex-Premier Sergei Stanischew, heute EuropaAbge­ordneter, sagte zur Menge, sie werde „in Brüssel gehört“.

Von Zwischenfä­llen wurde nicht berichtet. Die Polizei, ausgerüste­t mit Helmen, Knüppeln

Newspapers in German

Newspapers from Austria