PORTRÄT DES TAGES Wie ein Botschafter für Österreich
Edgar Böhm (61) ist der ORF-Hauptverantwortliche beim Song Contest.
Ein arbeitsreiches Leben hat er schon hinter sich, aber das ist zweifellos seine größte Aufgabe: Edgar Böhm, Unterhaltungschef des ORF, ist „Executive Producer“des 60. Eurovision Song Contests, wie die offizielle internationale Bezeichnung heißt. Damit ist er der Hauptverantwortliche im ORF für die Jubiläumsausgabe der größten Live-Show Europas. Bei ihm läuft alles zusammen.
Böhm kennt man als Mann, der seine Emotionen stets im Griff hat und auf Diplomatie setzt. Eine ideale Voraussetzung für diesen Job, bei dem auf die Interessen von 40 Teilnehmern und ein strenges Reglement geachtet werden muss. „Zu meinen Aufgaben gehört es, die Dinge beisammen und die Budgets zu halten“, erzählt der 61-Jährige, der selbst auch schon auf dem Bildschirm zu sehen war. Als Moderator im Jugendfernsehen des ORF mit
wurde 1953 inWien der Büchersendung „Fortsetzung folgt nicht“(1982 bis 1991). „Noch heute werde ich immer wieder darauf angesprochen: ,Sie haben mich damals zum Lesen gebracht!‘“, freut sich Böhm.
Die Entscheidung, dass ConchitaWurst alsVertreterin Österreichs nach Kopenhagen entsendet wird, hat er gemeinsam mit Fernsehdirektorin Kathrin Zechner gegen einigeWiderstände auf dem Küniglberg durchgeboxt. Nun entschied er mit, wie sich unser Land vor rund 200 Millio- nen Zuschauern präsentieren wird – etwa in der Eröffnung des Finales am 23. Mai oder in den Bildern aus allen Bundesländern. „Unser Ansatz war es, mit etwas Ironie in die Geschichte zurückzuschauen und uns nicht staatstragend zu präsentieren, sondern als freundliches Land, dasHumor hat“, erklärt er. So wird etwa bei den Kostümen die „Ballnation“zitiert, die vomWiener Kongress bis zum Life Ball reicht.
Natürlich gebe es die Regeln und das fixe Wertungssystem, „aber das Schöne an dieser Aufgabe ist, dass jedes Austragungsland die Show neu interpretieren kann. Wie sie aufgezogen wird, welches Design, welchen Slogan oder welche Einspielfilme sie bietet – daswar total uns überlassen.“Und dieser Tage sieht der passionierte Läufer mit Freude, wie die Ideen seines Teams zum Leben erwacht sind.
CHRISTIAN UDE