DasneueGeschäftmit demWeltraummüll
Eine japanische Firma hat ein System entwickelt, um Satelliten kontrolliert abstürzen zu lassen. So fliegen sie nicht jahrelang als Weltraummüll herum.
SUSANNE STEFFEN, TOKIO
Wenn der Satellit seinen Job beendet hat, tritt DOM in Aktion. Das Gerät, das von dem Familienunternehmen Nakashimada zusammen mit der Tohoku Universität entwickelt wurde, entfaltet eine dünne Membran, die dasMehrfache der Größe des Satelliten erreicht. So wird der Widerstand gegen die Restatmosphäre erhöht und der Satellit gebremst. Der ausrangierte Satellit verliert schnell an Höhe und verglüht beim Eintritt in die Erdatmosphäre.
Den Berechnungen der Entwickler zufolge könnte DOM einen 1,3 Kilogramm schweren Minisatelliten, der in 400 Kilometer Höhe um die Erde kreist, inwenigen Wochen zum Verglühen bringen. Ohne den eingebauten Absturzmechanismus würde der Müllsatellit etwa ein Jahr lang weiter um die Erde kreisen und schlimmstenfalls mit einem aktiven Satelliten zusammenstoßen.
„Die Umlaufbahnen sind überfüllt. Es wird immer schwieriger, neue Satelliten unterzubringen“, erklärt ein Entwickler von der Tohoku Universität die Notwendigkeit der schnellen Beseitigung von ausrangierten Satelliten.
Bei einem ersten Praxistest des Absturzsystems vor drei Jahren hatte sich dieMembran nicht entfaltet. Für nächstes Jahr ist ein neuer Test angesetzt, der von der japanischen Weltraumagentur JAXA unterstützt wird. „Wenn er gelingt, eröffnen sich ganz neue Geschäftsmöglichkeiten“, freute sich Firmenchef Masahiro Nakashimada jüngst in japanischen Medien und kündigte die Kommerzialisierung des Systems an.
Eine umfassende Lösung für das Weltraummüll-Problem ist das jedoch nicht. Neben ausgedienten Satelliten schwirren Schätzungen zufolge etwa Zehntausende Reste von Isoliermaterialien, Batterieteile und andere Müllstücke in Erdnähe durchs All. Selbst winzige Teile fliegen in rasanter Geschwindigkeit durch die Gegend und sind deshalb eine Gefahr für Satelliten und die Internationale Weltraumstation ISS.