Werbei der Pflegeam Drücker ist
Der Pflegeberuf wird geschätzt, rangiert bei der Berufswahl aber hinten. Auf die Frage „Wer wird uns in 20 Jahren pflegen?“gibt es unbequeme Antworten.
MICHAELA PRAPROTNIG
Roboter.“Die Antwort von Ralf Reiche auf die Frage, wer uns in Zukunft pflegen wird, will man eigentlich nicht hören. Dem Professor für „Public Health“an der Fachhochschule Kärnten gefällt sie auch nicht. Doch eine Antwort wird man finden müssen. 450.000 Pflegegeldbezieher gibt es in Österreich, relativiert auf die Einwohnerzahl leben in der Steiermark und in Kärnten überdurchschnittlich viele Pflegegeldbezieher.
Im Bundesdurchschnitt entfallen auf 1000 Einwohner 53 zu Pflegende, in der Steiermark sind es mit 64,5 die meisten, gefolgt vomBurgenland (62,4) und Kärnten (62). Die wenigsten gibt es mit 42,8 in Tirol. Nicht inbegriffen sind jene, die Hilfe brauchen würden, aber kein Pflegegeld beziehen. Soweit der Ist-Stand.
Doch die Zahl derer, die Pflege brauchen, wird zunehmen. Und wie viele in der Altenpflege arbeiten, ist laut österreichischem Gesundheits- und Krankenpflegeverband gar nicht erfasst. An einer verpflichtenden Registrierung für Pflegekräftewerde gearbeitet. Doch Experten warnen, dass bereits jetzt Kräfte fehlen.
Landesstatistik-Chef Peter Ibounig hat eine Hochrechnung des Pflegebedarfs angestellt. So wird die Zahl der über 70-jährigen Kärntner ab Pflegestufe 3 von 12.000 (Stand 2013), 2030 16.500Menschen ansteigen.
Dennoch bleibt es eine Prognose. Wie Ibounig rechnet auch Holger Penz, Gesundheits- und Pflegemanagement-Studiengangsleiter an der FH Kärnten, mit einer großen Unbekannten: „Wir wissen noch nicht, ob wir nur älter werden oder ob wir auch gesund älter werden. Die Österreicher werden zwar alt, verbringen aber im OECD-Vergleich viele Jahre davon in chronischer Krankheit.“Bleibt die Frage, wer den Job machen wird. Denn beliebt ist der Pflegeberuf nicht: Die Verweildauer ist kurz, vor allem nach der Karenz gehen viele Pflegerinnen dem Arbeitsmarkt verloren.
„ Nicht attraktiv“
auf Eine Befragung des Maturajahrgangs 2004/05 der Gesundheitsund Krankenpflegeschule in Krems zur Attraktivität der Pflegeausbildung zeigte: 70 Prozent der Befragten zogen die Pflegeausbildung nicht in die nähere Berufswahl, 64 Prozent gaben an, Pflege als unattraktiven Beruf wahrzunehmen. Dafür gab mehr als die Hälfte an, dass es sich um einen gesellschaftlich wichtigen Beruf handle.
Wilfried Hude kann davon ein Lied singen: 70 Prozent aller Mitarbeiter in Kärntens Altenheimensind bei ihm in die Schule für Sozialbetreuungsberufe des Kärntner Caritasverbandes gegangen. Der Direktor rät jedem, der zu ihm kommt und sich für eine berufsbegleitende Ausbildung interessiert, vom Pflegeberuf ab: „Der Beruf ist körperlich und seelisch sehr anstrengend. Der Alltag lässt gar nicht zu, dass man für die alten Leute da sein, nett und empathisch sein kann – all das, wasmansich zuvor vorgenommen hat. Was es hingegen gibt, sind Blut, Schweiß und Trä- nen.“Seine Zukunftsprognose ist düster: „Niemanden interessiert es, wie es unseren Alten geht. Die Pflegefachkräfte kommen über die Mindestpflegestandards satt, sauber, gepflegt ja fast nicht mehr hinaus.“Seine Forderung: „Wenn sich der ganze Tagesablauf mehr amMenschen orientieren würde, dann wäre auch das Arbeiten dort etwas lustiger.“
Die Überforderung sieht auch Barbara Klammer, Pflegedienstleiterin beim Roten Kreuz: In den Wintermonaten hat sie die meisten Ausfälle bei ihren Mitarbeiterinnen: „Im Heim kann man sich nicht so abgrenzen wie in einem Krankenhaus, wo man die Menschen oft nur eine Woche pflegt. Man baut Beziehungen auf.“Ihre Lösung: „Frühzeitige Berufsorientierung und schon im Kindergarten aufzeigen, dass man sich vor alten Menschen nicht fürchten muss.“
Zurück in die Zukunft: Reiche glaubt an die Roboter. Und dass