„Die Liste ist lang, der Tag ist zu kurz“
Angehörige leisten die meiste Arbeit. Maria Rindler (50) ist eine von ihnen.
Es begann mit Fenster putzen, Besorgungen machen, die Betten frisch beziehen. Als Maria Rindler (50) anfing, ihren Schwiegereltern Johann (89) und Elfriede (82) regelmäßig Dinge abzunehmen, die sie alleine nicht mehr schafften, sprach noch niemand von Pflege. Sie tat, was selbstverständlich schien. Was aber mehr und mehr Zeit kostete. Und was neben dem Beruf, dem eigenen Haushalt und den Kindern gelingen musste.
„Irgendwann ging es nicht mehr“, sagt Rindler. JedenMorgen Stützstrümpfe anziehen, Medikamente verteilen – die Liste wurde zu lang, der Tag zu kurz. Selbst tätig als Heimhilfe, holte sich die St. Veiterin Hilfe ins Haus – und musste sich trotzdem von Außenstehenden anhören: „Warum pflegst du sie denn nicht alleine?“Weil das bedeutet hätte, das eigene Leben aufzugeben. Die Arbeit wurde und wird innerhalb der Familie aufgeteilt. „Die Männer erledigen die Reparaturen, besorgen frisches Brot, die Schwägerin bringt die beiden zum Arzt und so weiter“, sagt Rindler. Andere tägliche Arbeiten wurden ausgelagert, an Heimhilfen und Altenfachbetreuer. Das Schöne daran? Die Schwiegereltern haben einen Ansprechpartner mehr und umge- kehrt „bleibt uns mehr Zeit, um mit den Schwiegereltern zu ratschen und Kaffee zu trinken“, sagt Rindler. Es gibt viele Haushalte wie jenen der Rindlers. 80 Prozent der Pflegebedürftigen in Österreich werden zu Hause von ihren Angehörigen gepflegt, zumeist von Frauen. Doch die Familien werden kleiner, mehr Frauen berufstätig. Unumwunden gibt es das Bundeskanzleramt auf der Homepage www.help.gv.at zu: „Pflege ausschließlich durch professionelle Kräfte könnte sich der Staat nicht leisten.“
Was tut das Land?
Das Land Kärnten setzt in dieser Frage auf Ehrenamtlichkeit: Johannes Rampler, Fachreferent für Soziales, will die generationsübergreifende Hilfe ausbauen, wie es das „Dorfservice“im Mölltal praktiziert. Es beruht auf dem Prinzip der Nachbarschaftlichkeit. RamplersVision: „Solche Projekte verbreiten und fördern.“Andrea Meisslitzer, Unterabteilungseiterin der Heim- und Anstaltspflege, stellt der boomenden 24-StundenBetreuung kein gutes Zeugnis aus: „Da steht eine minimale Ausbildung dahinter.“Sie sieht das Sozialministerium gefordert, Pakete anzubieten, die auch 24-Stunden-Betreuung mit einschließen. So funktioniert Pflege im Idealfall: Elfriede, Maria und Johann Rindler leben unter einem Dach