Lagger durchbrach die Rekordmauer
Weltbestleistung durch die erst 15-jährige Kärntner Mehrkämpferin Sarah Lagger. Als ersteAthletinweltweit knackte sie im U18-Siebenkampf die 6000-Punkte-Marke.
BIRGIT KAINER
Es hat sich über die Jahre abgezeichnet, dass sie aus einem besonderen Holz geschnitzt ist“, sagt Trainer Georg Werthner, selbst Olympia-Vierter im Zehnkampf 1980, über seinen Schützling Sarah Lagger. Der 59Jährige klingt gefasst, fast einwenig pragmatisch. Und das ist irgendwie irritierend, denn immerhin sorgte seine Entdeckung nur Stunden zuvor für eine riesengroße Sensation.
Die 15-jährige Oberkärntnerin startete bei den steirischen Mehrkampfmeisterschaften in Leibnitz im Siebenkampf der U18 und übertraf dabei als weltweit erste Athletin dieser Altersklasse die 6000-Punkte-Marke. Präziser: Lagger stellte mit 6014 PunktenWeltrekord auf. Als erste Österreicherin überhaupt. Bisher wurden vom Weltleichtathletikverband (IAAF) 5991 Punkte von der Russin Tatjana Chernova aus dem Jahr 2005 als Weltbestleistung geführt.
Die Einzelleistungen waren so bestechend, dass sie neben dem U18-WM-Limit im Siebenkampf (4900 Punkte) auch über 100Meter Hürden, 200 Meter sowie im Weitsprung das IAAF-Limit übertraf. Zudem stellte sie mit Ausnahme von Hoch- und Weitsprung in jeder Disziplin neue persönliche Bestleistung auf.
„Verrückter“Trainer
„Ich muss das erst einmal realisieren. Georg (Werthner, Anm.) hat immer von 5.700 bis 5.800 Punkten gesprochen. Ich hab ihn für verrückt gehalten. Jetzt muss ich das Ganze erst einmal verkraften“, rang Lagger nach dem Wettkampf um Fassung.
Werthner wurde 2008 bei Lauftests auf die Rothenthurnerin aufmerksam. Seither versucht er, sein Talent behutsam aufzubauen. Eine Arbeit, die sichtlich Spaß macht: „Nicht nur, dass sie eine Vorzugsschülerin ist und über eine sehr schnelle Auffassungsgabe verfügt, sie legt auch eine ungeheure Konsequenz an den Tag. Sie hat die Chance absolute Weltklasse zu werden.“
Zudem ist bei der 15-Jährigen keinerlei Schwäche auszumachen. „Fast jeder Mehrkämpfer hat eine Achillesdisziplin. Bei ihr finden selbst kritische Experten keine.“Dabei steht die Kärntnerin erst am Anfang. „Sie hat noch nicht einmal Einzeltraining, da ist also noch viel Potenzial vorhanden. Doch alles zu seiner Zeit. Ich will keinen Erwartungsdruck aufbauen“, erklärt der Erfolgscoach, der sich mit Lagger nun auf die U18-WM in Kolumbien (15. bis 19. Juli) vorbereitet.
Man darf gespannt sein, was Lagger dort zeigt. Nur zum Vergleich: Vier von fünf Leistungen in Leibnitz waren besser als jene von Fünfkampf-Ikone Liese Prokop bei deren historischer Olympia-Silbermedaille.