Edelboulevard am Kurfürstendamm
Yasmina Rezas „Bella Figura“, uraufgeführt an der Berliner Schaubühne. Eine glatte Sache.
Mit flotten OberschichtBeziehungsdramen hat sich die französische Autorin Yasmina Reza („Drei Mal Leben“, „Der Gott des Gemetzels“u. a.) einen festen Platz auf den Spielplänen erobert. Auch „Bella Figura“wird seinen Weg machen. Als Hochglanzprodukt mit Starbesetzung ist das Stück an der Berliner Schaubühne uraufgeführt worden.
Schaubühnen-Leiter Thomas Ostermeier hat das Stück inszeniert, das Reza eigens für sein Ensemble geschrieben hat. Nina Hoss und Mark Waschke, aus Funk, Film und „Tatort“bekannt, sorgten im Vorfeld dafür, dass es genug Small-Talk-Stoff und Stargeflüster abseits des Bühnengeschehens gab, um die Premiere zum Ereignis werden zu lassen.
Dass die früher von Peter Stein als Denkfabrik des dramaturgisch und ästhetisch hoch bemühten deutschen Theaters etablierte Schaubühne am Kurfürstendamm nun als Edelboulevard-Bühne daherkommt, liegt auchamStück, das eineVariation vonYasminaRezas Lieblingsthemen und durchaus
BERLIN.
pointierte Dialoge bietet, aber nicht darüber hinausgeht: Hübsche Fassaden schöner Menschen fallen mühelos in sich zusammen, sobald etwas schiefläuft, dahinter liegen die niedrigsten Instinkte bloß. Liebe und Glück sind prekär, Egoismus undNeid die einzigenKonstanten, auf die man sich im Leben wirklich verlassen kann.
Diesmal ist es ein Restaurantbesuch, der arg aus dem Ruder läuft. Die alleinerziehendeMutter Andrea (Nina Hoss) flippt aus, als sie erfährt, dass das schicke Lokal, in das sie ihr verheirateter Freund Boris (Mark Waschke) ausführen möchte, eineEmpfehlung seiner Frau ist. Auf dem Parkplatz macht sie ihm eine Szene. Endlose, peinliche Konversationen nehmen ihren Lauf.
Nach eindreiviertel pausenlosen Stunden und einem etwas unbefriedigenden Ende herzlicher, aber nicht eben frenetischer Applaus. Allgemeines, entspanntes Lächeln. Es hat gar nicht wehgetan. Wo nicht in die Tiefe gebohrt wird, ist es leicht, bella figura zu machen. www. schaubühne. de